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mozaik

DISKURS
Marienkäfer - © Illustration: RainerMesserkl ni ger

Nationalfeiertag

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Vor dreißig Jahren, am 26. Oktober 1991, stand ich in bunt getupfter Latzhose in unserem Garten in Kreševo und beobachtete, wie ein Marienkäfer auf meinen Zeigefinger kletterte.

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Vor dreißig Jahren, am 26. Oktober 1991, stand ich in bunt getupfter Latzhose in unserem Garten in Kreševo und beobachtete, wie ein Marienkäfer auf meinen Zeigefinger kletterte.

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Vorgestern träumte mir: Ich saß mit meiner Kindheitsfreundin auf einer dunklen Holzbank in einem großen verspiegelten Stiegenhaus. Das Neugeborene meiner Freundin schlief friedlich auf ihrem Schoß. Da schwirrten plötzlich riesige Marienkäfer schwindelerregend die Wendeltreppe hinunter. Ihre Flügel waren bunt wie M&M‘s. Als sich das Stiegenhaus lichtete, erwachte das Baby. Vom Schoß meiner Freundin aus staunte es mich an und begann zu erzählen. Es habe von bunten Marienkäfern geträumt, riesengroß, rote, blaue und gelbe. Als ich selbst erwachte, surrten mir die schokoladensüßen Käfer und die Stimme des blauäugigen Babys immer noch im Kopf. Vor dreißig Jahren, am 26. Oktober 1991, stand ich in bunt getupfter Latzhose in unserem Garten in Kreševo und beobachtete, wie ein Marienkäfer auf meinen Zeigefinger kletterte. Ich zählte die Punkte auf seinen Flügeln, während in Österreich die Panzer rollten. Im verspiegelten Stiegenhaus beginne ich zu schreiben, bis sich meine Beine heben und ich durchs Fenster schwebe. Von den Flügeln des großen Marienkäfers aus erblicke ich den Heldenplatz. Die Panzer scheinen aus der Ferne süß, die Soldaten sind zu Spielfiguren geworden. Wie ein Baby schlaf ich ein.

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