Ulrich Weinzierl - © Foto: © Leonhard Hilzensauer / Paul Zsolnay Verlag

Der Feuilletonist par excellence: zum Tod von Ulrich Weinzierl

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Der österreichische Germanist und Kulturjournalist starb am 13. Jänner 69-jährig in Wien.

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Der österreichische Germanist und Kulturjournalist starb am 13. Jänner 69-jährig in Wien.

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Externe Blattkritiken in Redaktionen bringen oft eher die Interessenslage der Lesenden zum Vorschein denn etwas anderes: Die einen konzentrieren sich auf den Politikteil und übersehen die Kultur, die anderen wiederum wissen, dass sie ihre Lektüre „hinten“ beginnen müssen und lesen sich gründlich nur durch das Feuilleton. Es gibt aber auch jene, die jeden Teil mit hoher Aufmerksamkeit bedenken und denen diese auch dann nicht verloren gegangen ist, wenn sie bei der Kultur ankommen, ganz im Gegenteil, die dann immer noch (und vor allem) hellwach sind.

In meiner Erinnerung war es sehr still, als Ulrich Weinzierl einst bei der FURCHE als Blattkritiker zu Gast war und mit dem geübten Blick dessen, der sein Handwerk seit Jahren verstand – als Germanist, als Feuilletonist, als Leser, als Kritiker, als Stilist –, durch die Seiten blätterte. Dass er dann einen Beitrag lobte, der sich just einer Zeit widmete, die eines von Weinzierls Spezialgebieten war: unvergessliche Freude und Auszeichnung für den Autor des Beitrags, Thomas Ries.

Ulrich Weinzierl, am 7. März 1954 als Sohn der Historikerin Erika Weinzierl und des Experimentalphysikers und Nuklearforschers Peter Weinzierl in Wien geboren, hat über Alfred Polgar promoviert und an ihm seinen Stil geübt. Ihn faszinierte und beeinflusste dessen „Kunst zu formulieren“: Polgar „schrieb für Zeitungen, von Phrasen umgeben, mit ihnen jonglierend, sie zerlegend, sie neu belebend – und in seinen besten Sätzen brachte er das Wort zu sich selbst.“

Für Zeitungen, von Phrasen umgeben, schrieb auch Weinzierl, viele Jahre als Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, später der Welt. Er galt als Experte für Autoren wie Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal und Stefan Zweig. Mit seinen Nachworten zu Neuausgaben vermittelte er Autoren wie Robert Neumann („Die Kinder von Wien“), Egon Friedell („Kulturgeschichte der Neuzeit“) und Ludwig Winder („Der Thronfolger“) in die Gegenwart. Die vierbändige Ausgabe der Werke von Hermynia Zur Mühlen schloss er 2019 ab.

Am Freitag, dem 13. Jänner, ist Ulrich Weinzierl verstorben. Er hat viel hinterlassen: zu lesen, zu entdecken, zu wissen.

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