6705422-1963_50_02.jpg
Digital In Arbeit

Der Prophet im Vaterland

Werbung
Werbung
Werbung

Erst jetzt wird er es, nämlich Hermann Gmeiner. Hermann Gmeiner ist Uralemanne, 1919 in Alber- schwende geboren, stammt aus einer ‘ kinderreichen Familie und verlor früh seine Mutter. Er besuchte das Bundesgymnasium in Feldkirch und mußte 1939 einrücken. Nach dem Krieg studierte er in Innsbruck Medizin und Philosophie, wo er viel Not und Elend sah und sich dazu entschloß, ein modernes Hilfswerk zum Schutze elternloser und heimatloser Kinder zu schaffen. 1949 entstand in Imst das erste SOS-Kinder- dorf. Heute gelten Gmeiners SOS- Kinderdörfer als bahnbrechende Einrichtung auf dem Gebiet der Betreuung verwaister Kinder, und nicht nur in Europa, sondern auch in Übersee entstanden SOS-Kinderdörfer, bisher insgesamt 50. Eben erst ist Hermann Gmeiner aus Amerika und Asien zurückgekehrt, wo er weitere SOS-Kinderdörfer ins Leben rief. Er wurde ernsthaft für einen Friedensnobelpreis vorgeschlagen,

Der Antrag zu solchen Ehren kam aber nicht aus der engeren Vorarlberger Heimat Hermann Gmeiners. Da er sein erstes Kinderdorf in Tirol und nicht in Vorarlberg gründete, wo man der Idee zunächst abwartend gegenüberstand, während die Tiroler leichter zu begeistern sind, hatte sich ihm die Heimat von vornherein gänzlich verschlossen. Um zu verhindern, daß in Vorarlberg ein SOS-Kinderdorf entsteht, wurde eine eigene Einrichtung, „Kinderdorf Vorarlberg”, zunächst in Schönebuch nur als Ferienheim, später jedoch nach Art der Gmeinerschen Kinderdörfer, in Au-Rehmen geschaffen, die gewiß ihre Bedeutung hat, allerdings von Kennern den SOS-Kinderdörfern nicht als ebenbürtig bezeichnet wird. Allen Versuchen Hermann Gmeiners, für ein SOS-Kinderdorf in Vorarlberg die nötigen Grundstücke zu bekommen, wurde hinhaltender Widerstand entgegengesetzt; über seine weltweite Initiative wurde grundsätzlich geschwiegen. Endlich kam Hermann Gmeiner aber auf einer Anhöhe oberhalb Dornbirns dank der großzügigen Grundbereitstellung eines weiterblickenden Eigentümers in den Besitz entsprechender Grundstücke. Nunmehr entstand dort das neunte und letzte der SOS-Kinderdörfer in Österreich.

Seitdem nun aber das SOS-Kinderdorf Dornbirn-Haselstauden’ rifft 17 Familienhäusern seine Firstfeier begehen konnte, ist Hermaiin Gmeiner auch in Vorarlberg anerkannt. Der Landeshauptmann war bei der Firstfeier zugegen, und erstmals wurde von Gmeiners Werk in breitem Rahmen auch in seiner engeren Heimat Notiz genommen. Endlich gilt dieser Prophet auch etwas in seinem Heimatland.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung