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Ein alter Mitarbeiter des Papstes

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Daß Paul VI. einen seiner Mitarbeiter aus seiner eigenen Substi-tutenzeit als Nachfolger von Kardinal Dell'Acqua zum neuen Substituten berufen würde, stand für vatikanische Beobachter außer Zweifel. Ebenso haben sie erwartet, daß er einen „neuen Mann“ ernennen wird, also nicht etwa Mauro, sondern einen, der derzeit nicht in der Kurie tätig war. Nachdem Titularerzbsichof Sergio Pignedoli (der engste Mitarbeiter Montinis, sowohl im Staatssekretariat wie in Mailand) am 25. Mai überraschend als Sekretär in die Kongregation für die Glaubensverbreitung berufen worden ist, blieb von den ehemaligen engsten

Mitarbeitern des Substituten Montini nur noch der bisherige Pro-Nuntius im Senegal und Apostolische Delegat in Westafrika, Titularerzbischof Giovanni Benelli (46). Ihn hatte Montini 1948 als seinen Sekretär ins Staatssekretariat geholt. Seit 1950 war er im Außendienst: in Dublin, Paris, Rio de Janeiro und Madrid; 1965 wurde er Beobachter des Hl. Stuhls bei der UNESCO, 1966 trat er seinen bisherigen Posten an.

Benelli, aus der Toskana stammend, erfreut sich in der Römischen Kurie seit seiner Zeit als Montini-Sekretär vieler Sympathien. Er ist ein Mann von großer Intelligenz, offen und voller Humor. Er hat sein neues Amt überraschend schnell angetreten, fünf Tage nach seiner Ernennung. Das bedeutet offensichtlich, daß er vom Papst schon vor Wochen avertiert worden ist — vermutlich im Zusammenhang mit der Ernennung Pignedolis zum Sekretär der Propaganda.

„Aufwertung“ Casarolis

Außer Zweifel stand für vatikanische Beobachter auch, daß der bisherige Untersekretär Agostino Casa-roli (52) als Nachfolger des neuernannten Kardinals Samore zum Sekretär der Kongregation für die außerordentlichen kirchlichen Angelegenheiten und damit Leiter der I. Sektion des Staatssekretariates aufrückt.

Casaroli stammt aus der Gegend um Piacenza, wurde 1937 ordiniert, trat 1940 ins Staatssekretariat ein und war seit März 1961 dort Untersekretär. Damit begann gleichzeitig sein internationales Auftreten, und zwar in Wien, als Leiter der vatikanischen Delegation zunächst bei der UNO-Konferenz über die diplomatischen Beziehungen und dann bei jener über die konsularischen Beziehungen. Während der zweiten Konferenz machte er von Wien aus seine ersten Reisen in Ostblockländer, durch die er dann später weltbekannt wurde. Am 15. September 1964 unterzeichnete er in Budapest ein Teil-Agreement zwischen dem Hl. Stuhl und der ungarischen Regierung. Im Februar 1965 handelte er in der CSSR-Hauptstadt die Ernennung eines Apostolischen Administrators für die Erzdiözese Prag aus, der den zum Kardinal erhobenen und nach Rom „entlassenen“ Erzbischof Beran vertritt. Am 25. Juni 1966 firmierte er in Belgrad ein Protokoll zwischen dem Hl. Stuhl und der jugoslawischen Regierung. In den letzten Monaten hat er sich mit wiederholten Rundreisen durch Polen ein Bild der dortigen Lage verschafft und dabei u. a. die Ernennung des Erzbischofs von Krakau, Karol Wojtyla, zum Kardinal vorbereitet. Ein weiteres Abkommen ist fortan gewissermaßen ständig mit ihm verbunden: der „Modus vivendi“ mit Tunesien, mit dem die Erzdiözese Karthago aufgehoben und in eine Prälatur Tunis umgewandelt wurde; der jetzige Titularerzbischof-sitz Karthago ist vom Papst am 4. Juli dem neuernannten Erzbischof Casaroli zugeteilt worden.

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