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Eine große Österreicherin

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Vergangene Woche wurde eine adelige Dame, die aber vor allem einen Seelenadel und eine seltene menschliche Größe besaß, am Gersthofer Friedhof unter starker Beteiligung der Öffentlichkeit und ihrer weltweit verstreuten Familie zur letzten Ruhe gebettet: Johanna Trapp, die Tochter des berühmten U-Boot- Kapitäns des Ersten Weltkrieges, Baron Georg Trapp (siehe Seite 4). Die Verewigte war seit ihrem 16. Lebensjahr Teil des aus sieben Töchtern und drei Söhnen bestehenden Trapp-Chors, der unter der Leitung der zweiten Gattin des verwitweten Barons, Maria Augusta, und des späteren Salzburger Prälaten Franz Wasner stand und schon bei den Salzburger Festspielen 1937 den ersten Preis des dortigen Musikwettbewerbs errang.

Nach der Okkupation Österreichs weigerte sich der bewußte Österreicher Baron Trapp, seine militärischen Fähigkeiten und seinen schon berühmten Familienchor den neuen Machthabern zur Verfügung zu stellen. Die Familie emigrierte in die Vereinigten Staaten, das Auftreten der singenden Trapp-Familie, in deren Chor die Stimme Johannas als Erster Sopran erscholl, hat, besonders durch den Filmschlager und das Musical „The Sound of Music“,. viel dazu beigetragen, das Bild eines von den Nazis nicht eroberten und ihnen widerstehenden Österreich in alle Welt zu tragen. Johanna Trapp war aber die erste, die sich vom Diktat ihrer Stiefmutter löste, und das Leben einer fahrenden Sängerin mit dem einer Ehefrau und Mutter von sieben Kindern vertauschte. Mit ihrem Mann Ernst Florian Winter, dem Sohn des früheren Wiener Vizebürgermeisters Emst Karl Winter, zog sie nach Österreich, wo sie nicht nur . ihre große Familie vorbildlich betreute, sondern auf Schloß Eichbichl in Kat- zelsdorf auch rührend für die zahlreichen Teilnehmer der Seminare und Begegnungen, die ihr Mann veranstaltete, sorgte. Nun ist diese edle Frau, die im vergangenen Jahr noch die österreichische Staatsbürgerschaft erhielt, nach einem erfüllten Leben im 75. Lebensjahr nach langem Leiden in die Ewigkeit eingegangen, auf die sie so gut vorbereitet war. Österreich hat mit ihr eine der

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