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Ende der Gefangenschaft

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Fast 60 Jahre dauerte die Gefangenschaft der Päpste im Vatikan. Vier von ihnen - Pius IX., Leo XIII., Pius X. und Benedikt XV. — starben in der selbstgewählten Isolierung. Erst Pius XI. erreichte die Aussöhnung mit dem laizistischen - und damals faschistischen - Staat Italien.

Am 20. September 1870 waren die Truppen Garibaldis in Rom eingedrungen, die Einigung Italiens war vollendet — auch der Kirchenstaat besetzt. Pius IX. lehnte alle Verhandlungen mit König Vittorio Emmanuele II. ab, exkommunizierte ihn, verbot den Katholiken jede Teilnahme an der italienischen Politik. Die „Römische Frage“ blieb offen — bis 1929.

Pius XI. war schon nach seiner Wahl am 12. Februar 1922 wieder in der äußeren Loggia von St. Peter erschienen, um den Segen „urbi et orbi“ zu geben — der erste Papst seit

Pius IX. Er war bereit, auf den Kirchenstaat zu verzichten, sich mit so viel Land zu begnügen, als nötig wäre, um die Souveränität selbst zu tragen. Das war der engere Bereich des Vatikan rund um St. Peter und die päpstlichen Gebäude, ein Territorium mit 0,44 Quadratmetern Ausdehnung,’ aber mit eigener Gendarmerie, Post, Münzwesen und Bahnhof.

So bestimmten es die Lateranverträge, die am 11. Februar 1929 - vor 65 Jahren - durch Kardinal-Staatssekretär Pietro Gasparri und den antiklerikalen „Duce“ Benito Mussolini unterzeichnet wurden. Sie besiegelten die Souveränität des Königs über Italien, des Papstes über den Vatikanstaat, anerkannten die katholische Religion als Staatsreligion, die Gültigkeit kirchlicher Eheschließungen und den obligatorischen Religionsunterricht. Erst vor wenigen Jahren wurden etliche dieser Punkte, darunter die staatlichen Zahlungen an die Kirche, revidiert.

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