Haselböck - © Foto: Wikipedia / Cantakukuruz (cc by-sa 4.0)

Hans Haselböck: Ein König der Orgel

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Der Organist Hans Haselböck, geboren am 26. Juli 1928 in Nesselstauden/Niederösterreich, verstarb 93-jährig.

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Der Organist Hans Haselböck, geboren am 26. Juli 1928 in Nesselstauden/Niederösterreich, verstarb 93-jährig.

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Die Orgel war sein Instrument, und das in vielerlei Hinsicht. Denn der 1928 im niederösterreichischen Nesselstauden geborene Hans Haselböck beherrschte das Instrument nicht nur weltmeisterlich, wie er in zahlreichen Auftritten im In- und Ausland, aber auch als Mitwirkender bei zahlreichen Platteneinspielungen viele Jahre unter Beweis stellte. Er wirkte auch durch Jahrzehnte als Professor für Orgel und Improvisation an der Wiener Musikhochschule, an der er einst studiert hatte und wo er einige Zeit als stellvertretender Rektor wirkte. Nicht zuletzt seine herausragende Improvisationskunst hat er mehreren Generationen weitergegeben. Das Institut für Orgel, Orgelforschung und Kirchenmusik an der Wiener Musikuniversität wäre ohne ihn nie Realität geworden.

Darüber hinaus war er über sechseinhalb Jahrzehnte Organist in der Wiener Dominikanerkirche und zeigte sich in seinen zahlreichen, oft international prämierten Kompositionen als glühender Verfechter der Kirchenmusikreform des II. Vatikanums. Dreimal konnte er den renommierten Orgelwettbewerb in Haarlem für sich entscheiden, war bald ein international gesuchter Juror und Experte in Orgelfragen. Sein Urteil hatte stets Gewicht.

Zudem ist Hans Haselböck mehrfach als Buchautor hervorgetreten. Dabei stand für den promovierten Germanisten und Altphilologen, der sich zeitlebens als Förderer junger Talente zeigte, naturgemäß die Liebe zur Orgel im Vordergrund. So breitet er in seinem „Organistenbüchlein“ die Welt dieses Instruments und seiner Protagonisten profund wie amüsant aus. In „Vom Glanz und Elend der ­Orgel“ macht er sich mit wissenschaftlicher Akribie auf die Suche nach poetischen Zeugnissen über „sein“ Instrument.

Darin kann man auch lesen, worin für Universitätsprofessor Hans Haselböck das Besondere der Orgel lag. Für ihn war es „das schönste, reichste, größte, kostbarste, eindrucksvollste aller Instrumente, das Musikgerät mit der meisten Maschinerie und der meisten Musik, das Instrument der Instrumente, der König, ja der Papst unter den Instrumenten“. In der Nacht vom 19. auf den 20. Oktober ist ­dieser König und Papst unter den Organisten unserer Tage 93-jährig in Wien verstorben.

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