Vogel

Hans-Jochen Vogel gestorben: Sozialdemokrat der Nachkriegsära

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Deutschland hat eine seiner prägensten Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte verloren: Hans-Jochen Vogel starb im Alter von 94 Jahren in München.

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Deutschland hat eine seiner prägensten Persönlichkeiten der Nachkriegsgeschichte verloren: Hans-Jochen Vogel starb im Alter von 94 Jahren in München.

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Der Sozialdemokrat galt in den 60er Jahren als „Star des deutschen Südens“. Mit gerade mal 34 Jahren war er zum Bürgermeister von München gewählt worden (seine Amtsdauer betrug genau 4444 Tage). Er war es auch, der die Olympischen Spiele 1972 in die Landeshauptstadt geholt hatte, die aber, aufgrund des Attentats auf die israelische Mannschaft, in einem Fiasko geendet hatten. So nahm die palästinensische Terrororganisation „Schwarzer September“ elf israelische Sportler als Geiseln. Eine Befreiungsaktion scheiterte. Die Folge: Alle Geißeln, ein Polizist und fünf Terroristen kamen ums Leben.

In einem späteren Interview sagte Vogel dazu: „Das war ein sehr bedrückendes Gefühl, denn ich war ja bis kurz vor Beginn der Spiele mit der Gastgeber.Und nun sterben ausgerechnet auf deutschem Boden von uns eingeladene israelische Gäste.“ Kurze Zeit nach dem Vorfall war der gebürtige Niedersachse vom damaligen Kanzler Willy Brandt nach Bonn geholt und wenig später zum Bundesminister für Raumordnung und Städtebau ernannt worden. Nach dem Rücktritt Brandts machte ihn Helmut Schmidt 1974 dann zum Justizminister.

Als unglückliches Intermezzo sollte sich Vogels Engagement für das Land Berlin erweisen. Im Jänner 1981 wählte man ihn zunächst zum Regierenden Bürgermeister, ersetzte ihn aber wenige Monate später durch den CDU-Mann Richard von Weizsäcker. Dennoch: Vogel ist bis heute der einzige deutsche Politiker, der in zwei Millionenstädten Stadtoberhaupt gewesen war. Bei der Bundestagswahl 1983 trat Vogel dann als SPD-Spitzenkandidat an, unterlag aber Helmut Kohl.

Nach dem Abschied aus der Politik war der SPD-Grande unter anderem Mitglied des Nationalen Ethikrates. Der bekennende Katholik engagierte sich viele Jahre auch im Protestantismus, etwa als Redner auf Kirchentagen und in evangelischen Akademien. Seinen Lebensabend verbrachte Vogel, der an Parkinson erkrankt war, zusammen mit seiner Frau Liselotte in einer Seniorenresidenz.

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