Ramaphosa Tutu - © APA / AFP / Pool / Nic Bothma

Hommage an Südafrikas moralische Ikone Desmond Tutu

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Desmond Tutu, Friedensnobelpreisträger 1984, anglikanischer Erzbischof von Kapstadt 1986-96, Vorsitzender der Versöhnungs- und Wahrheitskommission 1996-98 ist tot.

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Desmond Tutu, Friedensnobelpreisträger 1984, anglikanischer Erzbischof von Kapstadt 1986-96, Vorsitzender der Versöhnungs- und Wahrheitskommission 1996-98 ist tot.

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„Erzbischof Desmond Tutu war unser moralischer Kompass und unser nationales Gewissen. Auch nach dem Aufkommen der Demokratie zögerte er nicht, – oft mit scharfen Worten – unsere Fehler als Führer des demokratischen Staates anzuprangern.“ Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa nahm in seiner Gedenkrede am Neujahrstag in der anglikanischen Kathedrale von Kapstadt (Bild) seinesgleichen nicht aus: Der Verstorbene, der da im schlichten Fichtensarg aufgebahrt lag, hatte Freund und Feind nicht geschont, wenn es darum ging, Unrecht anzuprangern. Ramaphosa sprach dabei explizit das Engagement Tutus für die ­LGTBQ+-Community an, für die sich dieser in der afrikanischen Gesellschaft als einsamer Rufer in der Wüs­te eingesetzt hatte.

Der am 26. Dezember im 91. Lebensjahr Verstorbene stand wie kein Zweiter im Land für den Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit. Als Mann der Kirche hatte er die vom Apartheid-Regime biblisch verbrämte Rassentrennung als der christlichen Botschaft diametral entgegengesetzt gebrandmarkt. Bereits 1984 wurde dieser Einsatz mit dem Friedensnobelpreis gewürdigt. Neben Nelson Mandela, der politischen Ikone der Nach-Apartheid-Ära, blieb Desmond Tutu die moralische unbestechliche Ikone – auch und gerade nach dem politischen Wandel. Tutu stand 1995–98 der Versöhnungs- und Wahrheitskommission vor, die sich der Aufarbeitung der Verbrechen des Apartheid-Regimes widmete. Tutu war dabei bemüht, die Brücken zwischen den verschiedenen Konfliktseiten nicht abbrechen zu lassen. Sein Begriff „Regenbogennation“, den er seit 1994 verwendet hatte, blieb identitätsstiftend für die diverse Bevölkerung am Kap.

Als Desmond Tutu 2009 das Ehrendoktorat der Evangelisch-Theologischen Fakultät in Wien erhielt, ist er nach ­Österreich gekommen. Man erlebte da einen quirligen Mann voller Humor, der sich kein Blatt vor den Mund nahm – auch nicht negativen Entwicklungen in seinem Land gegenüber.

Cyril Ramaphosa endete an Tutus Sarg mit: „Wenn ein Leben ganz ehrlich, ganz erfolgreich oder ganz einfach gelebt wurde, ist die richtige Reaktion auf den Endpunkt des Todes ein Lächeln.“ Ein Schlusssatz, der wie kaum ein anderer unter das Leben von Desmond Tutu zu setzen war.

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