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In Belgrad ist Johannes Paul zur Zeit nicht willkommen

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Der Papst hat seinen seit langem in Kroatien erhofften Besuch für September bestätigt. Ob er Sarajewo besuchen kann, hängt von der Sicherheit der Flugplatzes ab.

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Der Papst hat seinen seit langem in Kroatien erhofften Besuch für September bestätigt. Ob er Sarajewo besuchen kann, hängt von der Sicherheit der Flugplatzes ab.

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Sollte es dem Präsidenten Serbiens, Miloševic, bis dahin gelingen, den bosnischen Serbenführer Ka- radžic zu stürzen (siehe nebenstehenden Beitrag), dürften die Hindernisse vielleicht ausgeräumt sein. Die Absicht des Papstes, auch nach Belgrad zu kommen (FURCHE 16/1994), kann aber kaum verwirklicht werden. Die serbisch-orthodoxe Kirche lehnt nach wie vor eine Begegnung ihres Patriarchen mit dem Papst ab.

Der Metropolit von Zagreb, Ljubljana und Italien, Johannes, sagte in diesem Zusammenhang, man solle, bitte, den Standpunkt seiner Kirche nicht als militant verstehen. „Die serbische Kirche war nicht gegen die Päpste Johannes XXIII. und Paul VI. eingestellt. Sie haben wir als Persönlichkeiten erwartet, die die römisch-katholische und orthodoxe Kirche einander näherbringen wollten..." Tito hatte seinerzeit diese beiden Päpste nach Jugoslawien eingeladen, was aber aus verschiedenen Gründen nicht zustande kam.

Metropolit Johannes ist deshalb besonders zuständig, über den Papstbesuch zu sprechen, weil er seinen Sitz in Italien nehmen wird. Es ist eine neue Entscheidung, Italien von der westeuropäischen serbisch-orthodoxen Eparchie zu trennen und mit der Eparchie für Zagreb und Ljubljana zu verbinden. Johannes, der jetzt auch Italien übernimmt und seit Ende Juli in Triest residiert, hatte früher seinen Sitz in Zagreb.

Diese Entscheidung hat eine doppelte Bedeutung: die serbische Kirche anerkennt damit Kroatien und Slowenien amtlich als Ausland. Und Johannes, der sich vor seiner Abreise in der Botschaft Italiens vorgestellt und den päpstlichen Nuntius in Belgrad besucht hat, wird augenscheinlich auch mit dem Vatikan eine Verbindung herstellen. Er wird aus Triest bequemer nach Kroatien und Slowenien reisen können als aus Belgrad. Wenn die serbisch-orthodoxe Kirchenführung zur Zeit eine Begegnung mit diesem Papst nicht wünscht, bedeutet das keineswegs eine Ablehnung aller Kontakte. In Italien leben etwa 50.000 serbisch-orthodoxe Gläubige, die meisten von ihnen in Triest, wo die Kirchengemeinde schon 1751 gegründet wurde.

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