Irinej - ©  APA / AFP / Savo Prelevic

Irinej – der stille Serbenpatriarch

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Der serbisch-orthoxe Patriarch verstarb 90-jährig am 20. November an Covid-19.

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Der serbisch-orthoxe Patriarch verstarb 90-jährig am 20. November an Covid-19.

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In der Sava-Kathedrale von Belgrad wurde am 22. November unter­ dem Trauergeläut ihrer 49 Glocken aus der Gießerei Grassmayr in Innsbruck der über 90-jährige Patriarch Irinej I. beigesetzt. Er war seit 2010 Oberhaupt der serbisch-orthodoxen Kirche mit ihren zwölf Millionen bodenständigen Gläubigen im ehemaligen Jugoslawien, in Rumänien und Ungarn sowie einer weltweiten Diaspora. So bilden eine Viertelmillion Serbinnen und Serben in Österreich die mit Abstand stärkste orthodoxe Gemeinschaft.

Als Laientheologe hatte Miroslav Gavrilović seine höhere Ausbildung wie die meisten späteren serbischen Bischöfe in Griechenland erworben, war dann mit dem Mönchsnamen Irinej zum Diakon und Priester geweiht worden. Bis 1974 lehrte er am neben Belgrad einzigen orthodoxen Seminar von Tito-Jugoslawien in Prizren, war darauf Bischof von Niš. Nach stillem, dort 35-jährigem Wirken wurde er überraschend zum Patriarchen bestellt. – Sofort überraschte Irinej mit dem Vorschlag, den Papst für 2013 zur 1700-Jahr-Feier des Mailänder Edikts in Kaiser Konstantins Heimatstadt Niš einzuladen. Das hatte schon 2008 beim Gedenken an das Dreikaisertreffen von Carnuntum, das dem aus Mailand verkündeten Ende der Christenverfolgung vorausging, der Intendant von Art Carnuntum, Piero Bordin, angeregt. Der damalige Bischof von Niš zeigte sich dafür hellhörig und versuchte dann als Patriarch, den Papstbesuch gelingen zu lassen. Leider scheiterte Irinej am Widerstand antikatholischer Bischöfe. Dennoch gelang es ihm, die serbische Orthodoxie nach ihrer Verstrickung in den Zerfall Jugoslawiens zu entpolitisieren und aus ihrer interorthodoxen und ökumenischen Isolierung herauszuführen.

Sein besonderes Verdienst bleibt die Errichtung der neuen Diözese Österreich-Schweiz-Italien 2010 mit Sitz in Wien. Zu einem vollen Erfolg für Irinej gestaltete sich darauf die Ernennung von Andrej Ćilerdžić, den er schon 2011 als Patriarchalvikar für internationale kirchliche Beziehungen nach Belgrad geholt hatte, zum Bischof in der Wiener Veithgasse. Der 59-jährige Sohn einer serbischen Priesterfamilie aus Osnabrück ist jetzt auch aussichtsreicher Kandidat für die Nachfolge des verewigten Patriarchen.

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