Javier Marías - © Foto: Imago / Pacific Press Agency

Javier Marías: Ein Rebell an der Schreibmaschine

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Javier Marías, einer der bedeutendsten und erfolgreichsten spanischen Schriftsteller der Gegenwart, ist im Alter von 70 Jahren gestorben.

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Javier Marías, einer der bedeutendsten und erfolgreichsten spanischen Schriftsteller der Gegenwart, ist im Alter von 70 Jahren gestorben.

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Das Tippen am PC verabscheute er, Politiker aller Couleur lehrte er in seiner Zeitungskolumne das Fürchten – und literarisch setzte er sich schon zu Lebzeiten ein Denkmal. Nun ist der spanische Autor Javier Marías zehn Tage vor seinem 71. Geburtstag an einer Lungenentzündung infolge einer Corona-Infektion verstorben.

1951 in Madrid geboren, verbrachte er seine Kindheit teilweise in den USA. In Madrid studierte er Literaturwissenschaft und Philosophie, in Oxford lehrte er spanische Literatur und Übersetzung. Sein Werk umfasst Essays, Kolumnen, Erzählungen, Übersetzungen aus dem Englischen sowie 16 Romane. Zu den bekanntesten gehören „Mein Herz so weiß“ (1992), „Morgen in der Schlacht denk an mich“ (1994) und „Dein Gesicht morgen“ (2002–2007) – eine Trilogie, für die er 2011 den Österreichischen Staatspreis für Europäische Literatur erhielt.

Gelobt wurde sein erzählerisches Werk „von wahrhaft europäischer Dimension“, in dem sich „die Reflexion über die abgründige Menschennatur mit dem Nachdenken über Moral, Geschichte und Politik verbindet“. Vielfach ausgezeichnet, blieb Marías nur der Nobelpreis verwehrt. Er verstand wie kaum ein anderer den Einsatz präziser Sprache, das Spiel mit Spannung und Zeit, Wirklichkeit und Fiktion. Das machte ihn zu keinem leichten Autor.

International kam erst im Jahr 1996 der Durchbruch. Marcel Reich-Ranicki erklärte den Spanier damals im „Literarischen Quartett“ zu einem „der größten lebenden Schriftsteller der Welt“. Seither wurden Maríasʼ Werke in mehr als 40 Sprachen übersetzt. Er selbst ging freilich mit seinem Werk hart ins Gericht. „Alle meine Romane erscheinen mir unmittelbar nach der Vollendung schlecht“, sagte er anlässlich seines 70. Geburtstages vor der Presse. Nach Einschätzung mancher Kritiker war er zuletzt jedoch in literarischer Höchstform. Der letzte Roman „Tomás Nevinson“ (2021) wird als eines seiner besten Werke gehandelt. Wie die 15 Romane zuvor wurde auch dieser noch auf der Schreibmaschine getippt.

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