Merkatz - © Foto: APA / Georg Hochmuth

Karl Merkatz: Mehr als „Mundl“ und „Bockerer“

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Vergangenen Sonntag, wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag, ist Karl Merkatz in Salzburg gestorben.

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Vergangenen Sonntag, wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag, ist Karl Merkatz in Salzburg gestorben.

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Karl Merkatz war populär. In Franz Antels „Bockerer“-Filmen gab er den renitenten Fleischhauer, der sich – nicht als dezidierter Widerstandskämpfer, aber aus Menschlichkeit und Naivität – gegen das NSRegime und die Obrigkeit stellte; und in „Ein echter Wiener geht nicht unter“ (Drehbuch: Ernst Hinterberger) verkörperte er den polternden Elektriker aus dem Arbeiterbezirk Favoriten, changierend zwischen Stumpfheit und Raffiniertheit, Bier trinkend und im Wiener Dialekt gegen die übergeordneten Verhältnisse stänkernd.

Diese beiden Rollen machten Karl Merkatz weit über Österreich hinaus bekannt und beliebt. Der Schauspieler, der am Salzburger Mozarteum studiert hatte, war freilich in über 150 Rollen am Theater zu sehen. Doch auch hier sind vor allem jene in Erinnerung, die seinen Ruf als Volksschauspieler prägten. So etwa seine Nestroy- und Raimund-Partien, vor allem in seinen Anfangsjahren am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg, am Thalia Theater sowie an den Münchner Kammerspielen. Dabei traf auf Merkatz’ Darstellung immer auch jene genuine Subversivität zu, die Nestroy seinen Protagonisten auf den Leib geschrieben hatte. In Wien reüssierte Karl Merkatz am Volkstheater in Nestroys „Der Unbedeutende“ und in „Der Färber und sein Zwillingsbruder“ an der Seite von Brigitte Swoboda und Heinz Petters. Nonkonformismus und die Ablehnung von Machtmissbrauch und Gewalt machten auch seine persönliche Haltung aus, wie er in Interviews betonte.

Etwa 2005, als er die Figur des intriganten Benesch von Diedicz in Grillparzers „König Ottokars Glück und Ende“ bei den Salzburger Festspielen spielte. Im Gespräch mit der FURCHE äußerte er sich damals gegen jede Form von Gewalt, denn sie bedeute „immer, gegen den Frieden zu sein, die Herrschaft hat das Recht der Gewalt. Und wenn die Gewalt überhand nimmt, ist sie nicht mehr kalkulierbar.“ Zur Erfüllung seines großen Wunsches, einmal den „König Lear“ zu spielen, sollte es nicht mehr kommen: Vergangenen Sonntag, wenige Tage nach seinem 92. Geburtstag, ist Karl Merkatz in Salzburg gestorben.

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