Lieselotte Wohlgenannt - © Foto: Katholische Sozialakademie Österreichs

Lieselotte Wohlgenannt: Die Schwächsten im Blick

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Mit Lieselotte Wohlgenannt ist Österreichs Pionierin der Grundeinkommens-Idee mit 89 Jahren verstorben. Ein Nachruf.

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Mit Lieselotte Wohlgenannt ist Österreichs Pionierin der Grundeinkommens-Idee mit 89 Jahren verstorben. Ein Nachruf.

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Lieselotte Wohlgenannt hat einen wesentlichen Beitrag dazu geleistet, Arbeit und soziale Sicherheit in diesem Land neu zu denken. 1931 in Vorarlberg geboren, war sie von 1977 bis zuletzt hauptamtlich (und in der Pension ehrenamtlich) als international anerkannte Wissenschaftlerin in der Katholischen Sozialakademie Österreichs (ksoe) tätig. Gemeinsam mit dem Jesuiten Herwig Büchele publizierte sie 1985 das erste deutschsprachige Standardwerk zum bedingungslosen Grundeinkommen („Grundeinkommen ohne Arbeit. Auf dem Weg zu einer kommunikativen Gesellschaft“), ein Klassiker, der 2016 – ergänzt mit Beiträgen – im ÖGB-Verlag neu aufgelegt wurde.

Bis ins höchste Alter hinein war Lieselotte Wohlgenannt eine jener starken, engagierten und gesellschaftsgestaltenden Frauen, die mithalfen, die Idee des bedingungslosen Grundeinkommens wachzuhalten. So war sie etwa auch für die Gründung des Netzwerkes „Grundeinkommen und sozialer Zusammenhalt – B.I.E.N. Austria“ mitverantwortlich.
Ihren Blick von den Schwächsten und benachteiligten Menschen her und ihre Fragen nach strukturellen Antworten auf soziale Ungerechtigkeit entwickelte die promovierte Sozialwissenschaftlerin nicht nur mithilfe ihrer Studien in Paris, sondern besonders über ihre fast zehnjährige Tätigkeit im Nationalbüro der Katholischen Schulen von Zaïre (jetzt Demokratische Republik Kongo).

Engagiert beim "Dialog für Österreich"

Als kritische Beobachterin und Kommentatorin des österreichischen Sozialstaates brachte sie sich zu Themen wie Frauenarmut, Pensionsreform und Zukunft der Arbei ein, lange Jahre leitete sie auch die „frauenpolitischen Seminare“ der ksoe. Beim „Dialog für Österreich. Gegen Armut und soziale Ausgrenzung“ (1997/98) wie auch bei der dialogischen Erstellung des „Ökumenischen Sozialwortes der Kirchen in Österreich“ (2003) arbeitete Wohlgenannt wegweisend mit. Gemeinsam mit Jean und Hildegard Goss-Mayr engagierte sie sich zudem für aktive Gewaltlosigkeit im Internationalen Versöhnungsbund. Am 29. Mai ist Lieselotte Wohlgenannt mit 89 Jahren friedlich verstorben.

Die Autorin ist Direktorin der ksoe.

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