6686731-1962_19_21.jpg
Digital In Arbeit

Mausoleum in Graz

Werbung
Werbung
Werbung

Einer der interessantesten und kunsthistorisch wertvollsten Bauten der steirischen Landeshauptstadt — das Mausoleum Kaiser Ferdinands II. — erfuhr erst in unseren Tagen seine bauliche Vollendung. Die originellste Raumidee wurde jedoch bisher kaum gewürdigt, nämlich die räumliche Verbindung und Gestaltung der beiden südlichen Kuppelräume, wie sie insbesondere die Querschnittzeichnung des Baus deutlich macht: Der im Untergeschoß gelegene Gruftraum des Kaisers ist als ein außerordentlich gedrücktes, niedriges Kuppelgewölbe ausgebildet, das im Scheitel durch eine ovale Öffnung mit dem dar-überliegenden Raum, dem „Auferstehungsraum“, verbunden ist, dessen Kuppel in einer bis dahin nicht gekannten Weise gestelzt ist. Im Jahre 1687 wurde der damals einunddreißig-jährige Fischer von Erlach mit dem Entwurf der Stuckdekorationen für Langschiff, Vierungskuppel und Chor beauftragt; 1695 bis 1699 folgten die Risse für den Hochaltar. Der ebenerdige, südliche Ovalkuppelraum, der nie vollendet wurde, barg seit Jahrzehnten ein nicht hierher gehörendes „Heiliges Grab“ (1767 bis 1769).

Der Instandsetzung der Fischerschen Arbeiten im Jahre 1956 folgte 1960 — veranlaßt durch die Notwendigkeit, eine würdige Gruft für die Bischöfe von Seckau zu schaffen — der fertigzustellende Ausbau des südlichen Kuppelraumes. Über der ovalen Kuppelöffrrung der Kaisergruft wurde auf einem Stufenpodest ein zentraler Altar errichtet, der den sakralen Mittelpunkt der neuen Bischofsgruft bildet. In den drei Mauernischen, die früher die unvollendeten'Altäre bargen, wurden je drei übereinanderliegende Sarkophagnischen eingebaut. So tritt die ursprüngliche Raumidee wieder klar und rein in Erscheinung. Im Zuge dieser Umgestaltung wurde auch eine Erneuerung des. Gesamtraumes vorgenommen. Der schadhafte Fußboden wurde entfernt, gegen Feuchtigkeit isoliert und durch neue Terrazzoplatten in Rot-Grau ersetzt, die Stufen in rotem Veroneser Marmor erneuert. Gleichzeitig wurden die baulicher! Vorkehrungen für eine indirekte Kuppelbeleuchtung getroffen. Die primitiven Bänke wurden durch ein massives Gestühl ersetzt und ein Windfang in Stahl-konstruktion eingebaut.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung