Mariss Jansons - © Foto: APA / Herbert Neubauer

Mission mit Leidenschaft

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Noch vor wenigen Wochen gastierte er mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dessen Chefdirigent er seit 2003 war, im Musikverein. Dort sollte er vergangenes Wochenende ein philharmonisches Konzert und im Jänner das Festkonzert zum 150-­jährigen Bestehen des Musikvereinsgebäudes dirigieren. Wenig später wollte er mit seinen Münchner Musikern zu einer Spanien Tournee aufbrechen, dann sich ganz auf seine nach Schostakowitschs „Lady Macbeth von Mzensk“ und Tschaikowskis „Pique Dame“ dritte Salzburger Opernproduktion konzentrieren: Mussorgskis „Boris Godunow“. Dazu ist es nicht mehr gekommen. In der Nacht auf den 1. Dezember ist Mariss Jansons in St. Petersburg 76-­jährig gestorben.

Bereits 1969 hatte der 1943 als Sohn des Dirigenten Arvīds Jansons und einer Sängerin in Riga geborene Dirigent bei einer „La Bohème“Aufführung in Oslo, deren Philharmoniker er zwischen 1979 und 2000 leitete, einen Herzinfarkt erlitten. Für Jansons, der seine prägende Ausbildung bei Hans Swarowsky in Wien bekam und von Karajan gefördert wurde, kein Grund leiser zu treten. Seit 1997 auch Musikdirektor des Pittsburgh Symphony, wurde er 2003 zum Chefdirigenten des Symphonieorchesters des Bayerischen Rundfunks berufen und stand von 2004 bis 2015 zusätzlich an der Spitze des Amsterdamer Concertgebouw Orkest. Dreimal luden ihn die Wiener Philharmoniker, die ihm wie ihre Berliner Kollegen die Ehrenmitgliedschaft verliehen, ein, das Neujahrskonzert zu dirigieren.

Nach Vollkommenheit streben, auch wenn man sie nicht erreichen kann, war die Maxime dieses stets liebenswürdigen, bescheidenen, tiefe Humanität ausstrahlenden charismatischen Maestro. Kaum jemand vermochte sich so in die Geheimnisse der Musik zu versenken und sie seinen ihn auf aller Welt liebenden Musikern wie dem ihn begeistert feiernden Publikum zu vermitteln. Mariss Jansonsʼ Repertoire reichte von der Wiener Klassik bis in die Gegenwart, kulminierend in tiefsinnig-­fesselnden Tschaikowski­-, Mahler­-, Strawinsky-­ und Schostakowitsch­-Interpretationen. Die bestmögliche Vermittlung der Musik war seine mit nie erlahmender Leidenschaft ausgeübte Mission.

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