Peter Brook - © Foto: PA / AFP / Lionel Bonaventure

Peter Brook: "Im Theater geht es um das Leben"

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Peter Brook (geboren am 21. März 1925 in London, gestorben am 2. Juli 2022 in Paris) prägte das zeitgenössische europäische Theater wie kaum ein anderer. Ein Nachruf.

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Peter Brook (geboren am 21. März 1925 in London, gestorben am 2. Juli 2022 in Paris) prägte das zeitgenössische europäische Theater wie kaum ein anderer. Ein Nachruf.

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„Ich kann jeden leeren Raum nehmen und ihn eine nackte ­Bühne nennen. Ein Mann geht durch den Raum, während ihm ein anderer zusieht, das ist alles, was zur Theaterhandlung notwendig ist.“ Diese und weitere Gedanken zum Theater aus Peter Brooks Buch „Der leere Raum“ sollten Generationen von europäischen Regisseuren, Schauspielern, Kritikern und Theaterwissenschaftern beeinflussen. Als Co-Leiter der Royal Shakespeare Company setzte Brook 1962 mit der vielbeachteten „König Lear“-Inszenierung seine Thesen erstmals szenisch um. Er präsentierte eine von allen Kulissen und Dekorationen befreite Bühne und konzen­trierte sich ganz auf die körperliche Ausdruckskraft der Schauspieler.

„Im Theater geht es um das Leben“, davon war Peter Brook überzeugt. Für den virtuosen Regiemeister war klar, dass das Theater dem Publikum etwas bieten konnte, das sonst in keinem anderen Lebensbereich gefunden werden kann: die Möglichkeit, sich anders und intensiver auf die Welt einzulassen. Gemeinsam mit Ariane Mnouchkine, Bob Wilson und Robert Lepage prägte er das (postdramatische) Theatergeschehen des 20. Jahrhunderts. Kein zeitgenössischer Regisseur hat den Akt des Theatermachens dabei so radikal gedacht wie er.

1925 in London als Sohn lettischer Einwanderer geboren, begeisterte sich Brook bereits früh für Kino und Theater. Er arbeitete seit den späten 1940er Jahren als Regisseur, Schauspieler und Autor vor ­allem fürs Theater, verwirklichte aber auch zahlreiche Film- und Fernseharbeiten, wie etwa die Romanadaption „Der Herr der Fliegen“. Theatergeschichte schrieb Brook unter anderem mit dem vielstündigen indischen Kriegsepos „Mahabharata“, dem 1970 aufgeführten „Sommernachtstraum“ mit Ben Kingsley und Patrick Stewart oder der „Hamlet“-Inszenierung aus dem Jahr 2000 mit Adrian Lester. Neben den großen Bühnenklassikern lag ihm vor allem die Erarbeitung eigener Projekte mit seinen international zusammengesetzten Schauspielgruppen am Herzen. Der Reduktion der Mittel stand dabei immer eine Überfülle an Inspiration aus verschiedenen ­Kulturen, Sprachen und Erfahrungen gegenüber. Am 2. Juli ist ­Peter Brook 97-jährig in Paris verstorben.

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