Planer, Zeichner, Visionär
Er schuf bauliche Ikonen und rund 12.000 Karikaturen: Gustav Peichl ist 91-jährig in seinem Haus in Wien verstorben.
Er schuf bauliche Ikonen und rund 12.000 Karikaturen: Gustav Peichl ist 91-jährig in seinem Haus in Wien verstorben.
Architektur kann glücklich machen, Gustav Peichl wusste das wie kaum ein anderer. In dem schlichten, schönen Haus, das er sich als junger Architekt auf einer einstigen Weinhauerparzelle in der Himmelstraße in Grinzing geplant und 1962 mit seiner Familie bezogen hatte, ist er nach einem vollen Architekten-, Karikaturisten- und Professorenleben am 17. November 2019 gestorben. „Niemand traute sich damals, dieses schmale Grundstück zu bebauen“, erinnerte sich Peichl. „Mein großes Glück als Architekt war, dass ich nur wenig Geld und wenig Platz hatte.“ Und so wurde dieses erste Haus zu seinem Lebensort. In dieser archaischen Bauaufgabe setzte er alles um, worauf es ihm als Architekt ankam: Das Haus war sparsam, vernünftig, hatte Kontakt zum Garten, schöne Proportionen, zeitlose Materialien. Fast sechzig Jahre bewohnte er sein Haus und löste damit exemplarisch ein, was er forderte: „Ich möchte Häuser bauen, in die man gerne hinein- und ungern wieder hinausgeht.“
Peichl wurde am 18. März 1928 geboren – im selben Jahr wie Friedensreich Hundertwasser und Alfred Hrdlicka. Er studierte an der Akademie der bildenden Künste am Wiener Schillerplatz bei Clemens Holzmeister Architektur und arbeitete vorerst bei Roland Rainer im Büro. Außerdem startete er eine erfolgreiche Karriere als Zeichner. Lebenslang publizierte er in der Presse und anderen Zeitungen unter dem Pseudonym „Ironimus“. 1955 eröffnete er sein eigenes Atelier am Opernring, seine erste Realisierung war die Atriumvolksschule in der Krim – ein heller, sympathischer Bau, der bis heute geliebt wird.