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Rettungsaktion für Votivkirche

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In den 140 Jahren seit Baubeginn war die (auch im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigte) Wiener Votivkirche nie einer gründlichen Gesamtrenovierung unterzogen worden. Wasserschäden, Alterung und Erosion sowie die steigende Umweltbelastung haben sowohl die Außenseite als auch den Innenraum schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Eine kontinuierliche Instandsetzung ist dringend geboten, auch die Gefahr herabstürzender Bauteile wird mit jedem Jahr größer. Anfang Dezember wurde der Abschluß der Renovierung des oberen Teils des Nordturms zum Anlaß genommen, weitere notwendige Maßnahmen zu diskutieren. Präsentiert wurde hierbei auch die Radierung „Votivkirche - Wien" von Ernst Degasperi, gedruckt in Silber und Gold auf schwarzem Karton; der Verkauf der auf 99 Stück limitierten Auflage kommt der Renovierung der Kirche zugute.

An Geld wird noch einiger Bedarf herrschen: Beliefen sich die Kosten für die bisher getätigten Arbeiten am Nordturm auf rund zwölf Millionen Schilling, so muß für die gesamte Außenrenovierung bis zu einer halben Milliarde veranschlagt werden.

Daß Sparpaketszeiten nicht gerade optimal geeignet sind, solche Projekte in Angriff zu nehmen, weiß man auch im Bundesdenkmalamt. Doch wird darauf verwiesen, daß nur bei einem jetzt beginnenden Restaurierzyklus von etwa 25 Jahren die Kosten einigermaßen unter Kontrolle gehalten werden könnten. Jeder weitere Aufschub würde parallel zum zunehmenden Verfall progressiv ansteigende Kosten nach sich ziehen.

Die Kirche, dem „göttlichen Heiland" geweiht, wurde 1856 bis 1879 nach Plänen Heinrich von Ferstels errichtet. Der junge Architekt hatte sich in einem Wettbewerb gegen Kollegen aus ganz Europa durchgesetzt. Der Name des Baus (von lat. votivus = gelobt) verweist auf den geschichtlichen Hintergrund der Errichtung der Kirche: sie.sollte dem Gedächtnis an die Errettung Kaiser Franz Josephs vom Attentat 1853 dienen. Die Initiative zum Bau der Kirche geht auf den Bruder des Kaisers, Erzherzog Maximilian, zurück, der als Kaiser von Mexiko später selbst Opfer eines Mordanschlags werden sollte.

Heute ist die Votivkirche Pfarrkirche (Pfarrer Joseph Farrugia) mit einem Sprengel, der von der Bellaria bis zur Boßauer Lände reicht und knapp 3.000 Gläubige umfaßt. Außerdem dient sie als Sitz des „Vienna International Beligious Centre" der religiösen Betreuung der zalreichen Touristen des Bundeshauptstadt.

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