Sepp Forcher (1930-2021) - Klangvolles Leben bis zum Stabführer des „Klingenden Österreich“. - © APA / Barbara Gindl

Sepp Forcher: In seiner Hütte sang Österreich

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Eine Berg-Erinnerung an Sepp Forcher (1930-2021) nach seinem klangvollen Leben bis zum Stabführer des „Klingenden Österreich“.

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Eine Berg-Erinnerung an Sepp Forcher (1930-2021) nach seinem klangvollen Leben bis zum Stabführer des „Klingenden Österreich“.

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Sepp Forcher hat in Kurrentschrift unterschrieben; das „S“ und das „F“ am Anfang ziehen weite Kreise, das Doppel-„P“ stößt zweimal spitz nach unten, und das „H“ im Nachnamen hat die Form eines Achters – eine Signatur wie Ringelspiel und Achterbahn, eine Unterschrift passend zu seinem Leben: weit ausgreifend, rundeckig zugleich, mit Schwung gezogen und elegant gesetzt.

Das Autogramm habe ich in meinem Tourenbuch gefunden. Anfang der 1980er Jahre hat er es mir bei einer Bergtour über den Krimmler Tauern in mein Bücherl geschrieben. Am Vorabend zum „Hohen Frauentag“ war das. Forcher war noch einer aus der Generation und Tradition, der den 15. August so nannte. Oder Ferragosto, wenn er seine Geburt in Rom und seine Südtiroler Abstammung betonen wollte.

Damals, auf der Passhöhe der Salzburger-Südtiroler-Grenze, wurde eine Messe für die verunglückten, erfrorenen Tauerngeher gefeiert. Mit dabei österreichische und italienische Zöllner und dazwischen der Radiojournalist Forcher beim Einsammeln von O-Tönen für seine Sendung „Ins Land einischaun“. Beim anschließenden „Hüttenhucka“ pflanzte er sein massives Aufnahmegerät zwischen Schüttelbrot, Salamiwurst und Rotweingläsern auf und interviewte die Zöllner von beiderseits der damals noch bewachten Grenze über ihre Schmugglererlebnisse.

Lebens-Knotenpunkt, ein paar Achterl Wein lang

40 Jahre später erscheint diese Begegnung wie ein Knotenpunkt, in dem ein paar Achterl Wein lang viele Lebensfäden von Forcher zusammenliefen: der Südtiroler, der in Salzburg seine Heimat findet, der Hüttenwirts-Sohn, der später selbst einer wird, der Lastenträger auf die Hochbaustellen der Tauernkraftwerke, der Bergsteiger, der begabte Zuhörer, der noch begnadetere Erzähler, der Journalist am Anfang seiner Karriere, die er bis zur TV-Legende und zum Stabführer des „Klingenden Österreich“ hinaufschraubt; und der Philosophie- und Literatur-Autodidakt, der seine Lebensweisheit in einfacher Sprache samt Forcher-Metronom und -Versmaß weitergeben konnte.

Der wichtigste rote Faden im Leben des Sepp Forcher hat freilich damals am Krimmler Tauern gefehlt: seine Frau Helli, der er drei Wochen nach ihrem Tod und zwei Tage nach seinem 91. Geburtstag am vierten Adventsonntag auf dem letzten Weg nachgegangen ist.

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