Heinemann - © Foto: APA / dpa / Oliver Multhaup

Uta Ranke-Heinemann: Die streitbare Christin

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Uta Ranke-Heinemann, geboren am 2. Oktober 1927, war weltweit die erste Frau, die in katholischer Theologie habilitiert wurde. Am 25. März 2021 ist sie gestorben.

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Uta Ranke-Heinemann, geboren am 2. Oktober 1927, war weltweit die erste Frau, die in katholischer Theologie habilitiert wurde. Am 25. März 2021 ist sie gestorben.

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Sie war weltweit die erste Frau, die in katholischer Theologie habilitiert wurde – 1969. Der Hauptgutachter: Karl Rahner. Sie war ab 1953 in München Kommilitonin eines Theologiestudenten namens Joseph Ratzinger – und wurde wie dieser mit einer Arbeit beim Dogmatiker Michael Schmaus promoviert. Doch der Lebens- und vor allem: Glaubensweg von Uta Ranke-Heinemann, die am 25. März 93-jährig verstorben ist, verlief ganz anders als beim emeritierten Papst. Denn die 1927 in Essen geborene Tochter des späteren deutschen Bundespräsidenten Gustav Heinemann wuchs in einer religiös praktizierenden protestantischen Familie in Essen auf. 1944, als diese kriegsbedingt in Marburg unterkam, war sie Gymnasiastin – ihr Griechisch- und Philosophielehrer war ein gewisser Rudolf Bultmann. Nach dem Krieg zog sie wieder nach Essen, ihre Heimatstadt bis zuletzt. Sie studierte an verschiedenen Orten evangelische Theologie. Nicht zuletzt ihre Liebe zum katholischen Religionslehrer Edmund Ranke, den sie 1954 heiratete, brachte sie in Berührung mit dem Katholizismus, zu dem sie 1953 konvertierte.

Nach der Promotion lehrte sie an verschiedenen katholischen Hochschulen, 1970 wurde sie die weltweit erste katholische Theologieprofessorin. Ab 1985 war sie Professorin für Altes Testament und Kirchengeschichte an der Uni Essen. Nachdem sie aber schon das Pillenverbot Pauls VI. energisch abgelehnt hatte, kam es wegen ihrer Sicht der Jungfrauengeburt Jesu, die sie metaphorisch verstand, zum Bruch mit der katholischen Kirche. Der Essener Bischof Johannes Hengsbach entzog ihr 1987 die kirchliche Lehrerlaubnis. Ranke-Heinemann wurde in der Folge eine scharfe Kritikerin ihrer „Männerkirche“; ihr Buch „Eunuchen für das Himmelreich“ (1988) war ebenso ein Bestseller wie „Nein und Amen. Mein Abschied vom traditionellen Christentum“ (2002). Bis zu ihrer Emeritierung hatte sie in Essen einen kirchenunabhängigen Lehrstuhl für Religionsgeschichte inne. 1999 ließ sich die als Pazifistin ebenso Streitbare von der Linkspartei PDS als Kandidatin für das Bundespräsidentenamt aufstellen, wo sie Johannes Rau, dem Mann ihrer Nichte Christina, haushoch unterlag.

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