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Von Tschechien nach Favoriten

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I Kürzlich fand unter dem Motto „Nachbarschaft" ein von Beppo Beyerl und mir organisiertes Symposion in Gmünd statt. Einleitend wurden die Anthologien „Magicke kameny" und der „Lerchenturm" von Emmerich Lang und Josef' Suchy zweisprachig vorgestellt. Erstere erschien in Prag und brachte Österreichsische Lyrik, letztere in der Edition Atelier in Wien und beinhaltet eine sehr gute Auswahl tschechischer Lyrik.

Bundesminister Budolf Schölten sprach zur Eröffnung von der Wichtigkeit einer solchen grenzüberschreitenden Veranstaltung in einer Zeit, in der von mancher Seite allzugerne Zwietracht unter die unterschiedlichen nationalen Kulturen gesät wird. Zur Illustration las Peter Henisch über den Baronkarl und damit auch über den tschechischen Background der Favoritner Bevölkerung.

Unter der Schirmherrschaft des tschechischen Legationsrates Jaroslav Mlcäk lasen dann tschechische Autoren aus ihren Werken. Es waren das Alexandra Berkowä, Jan Trefulka und Josef Hruby, die zum Teil selbst in deutscher Sprache vortrugen.

Wichtigste Teile des Symposions waren jedoch zwei Diskussionsveranstaltungen: „Bezeption der österreichischen Literatur in Tschechien" und „Bezeption der tschechischen Literatur und Kultur in Österreich". Bei ersterer glänzte Professor Marecek mit seiner Fachkenntnis als Germanist und zählte die vielen Übersetzungen österreichischer Autoren in Tschechien auf. Bei Josef Hruby, von Beruf Bibliothekar, wurde deutlich, daß es nicht mit dem Vorhandensein der Übersetzungen getan sei, sondern daß es auch einer Bewußtmachung beim Leser bedarf, und Jiri Sedlacek ergänzte diese Ausführungen mit seinen persönlichen Erfahrungen schon vor der Öffnung der Grenzen.

Ein lebhaftes Zwiegespräch um die Kultur in Österreich ergab sich zwischen Maria Maier, die von den Kenntnissen durch ihren langen Aufenthalt in Prag die Meinung vertrat, daß ein Europa der kulturellen Verschiedenheiten zu akzeptieren sei, um Verständnis für die verschiedenen Kulturen aufzubringen und dem Verlagsleiter Bainer Lendl, der meinte, daß der Leser hauptsächlich themenbezogen sei.

Milan Bacek, der Dritte in dieser Bunde, wandte sich endlich der praktischen Verwirklichung des Kennenlernens zu. Er verwies auf die von seiner Frau und ihm durchgeführten Sitzendorfer Begegnungen als Beispiele, wie österreichische und tschechische Künstler aller Bereiche miteinander bekannt gemacht werden können. Wie wichtig wäre es, diese lockeren, völlig unverkrampften Zusammenkünfte auch in anderen Orten dieses Baumes durchzuführen. Spontan und problemlos aufgenommen wurden die im Bahmen des Symposions gezeigte Ausstellung von Keramiken und Bildern und Musik aus Mähren.

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