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ZumTod von Pia Maria Plechl
Völlig unerwartet ist Pia Maria Plechl vor Weihnachten von uns gegangen. Für mich wird sie in Erinnerung bleiben als Journalistin von außergewöhnlichem Format, mehr aber noch als gläubige Frau, die die Kirche über alles liebte, mit ihr und in ihr aber auch viel litt.
Ihrer Grundhaltung nach war sie „konservativ". Sie liebte barocke Formen der Liturgie und Frömmigkeit und dachte sicher wehmütig an jene Zeit, da die Kirche in aller Öffentlichkeit dominierte und schon als Institution allseits hochgeachtet war. Dennoch ging sie mit den Erneuerangen in der Kirche mit, bildete sich theologisch weiter und engagierte sich in vielen nachkonziliaren Gremien.
Pia Maria Plechl war wohl die kirchlich bestinformierte Journalistin, ohne dies je medial zu „vermarkten". Ihre Informationen hatte sie aus vielen Kontakten mit Bischöfen, deren Vertrauen sie nie enttäuschte. Zumindest seit Nuntius Opilio Rossi war sie eine geschätzte Beraterin in der „Theresianumgas-se". Sie wußte vieles früher als mancher Bischof. Als 1986 nach knapp einem Jahr der Sedisvakanz der
Nachfolger von Kardinal König für Wien ernannt wurde, sagte sie mir per Telefon in meinen Urlaubsort dessen Namen, mehrere Tage, bevor der damalige Nuntius mich als Diö-zesanadministrator davon in Kenntnis setzte.
Sie war um größtmögliche Harmonisierang in der Kirche bemüht. Römische Publikationen, von den übrigen Medien oft scharf kritisiert, hat sie immer zu verteidigen versucht. Kirchlichen Personalentscheidungen im In- und Ausland, auch solche, die heftigen Widersprach erfuhren, hat sie immer das
Bestmögliche abgewinnen wollen. In einer wachsenden Polarisierung in der Kirche hat sie so vermitteln wollen, daß mitunter beide Seiten sie nicht mehr recht verstanden.
Ein Mensch der Versöhnung, der schließlich, wie es scheint, in der Nacht der Einsamkeit gestorben ist. Hat sie sich zu viel zugemutet? Bleibt jemand, der für alle da sein will, zuletzt allein? Kann physisches Leid auch dem Stärksten seine Widerstandskraft rauben? Ihr Tod hat uns alle zutiefst aufgerüttelt. Gott lohne ihr, was immer sie in bester Absicht tat.
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