Konrad Paul Liessmann: „Wir würden Sokrates heute sofort canceln"
Um "Störung" geht es dieser Tage beim Philosophicum Lech. Was tun mit "Sand im Getriebe"? Konrad Paul Liessmann im FURCHE-Gespräch über den Umgang mit der AfD, den Unterschied zwischen Skeptikern und Verschwörungstheoretikern und die Gefahr von zu viel Einigkeit.
Um "Störung" geht es dieser Tage beim Philosophicum Lech. Was tun mit "Sand im Getriebe"? Konrad Paul Liessmann im FURCHE-Gespräch über den Umgang mit der AfD, den Unterschied zwischen Skeptikern und Verschwörungstheoretikern und die Gefahr von zu viel Einigkeit.
Noch bis 22. September widmen sich Denkerinnen und Denker am Arlberg beim Philosophicum Lech dem Thema „Sand im Getriebe. Eine Philosophie der Störung.“ Wie wir kreativ mit Störungen umgehen können und was sie uns bringen, erklärt Co-Intendant Konrad Paul Liessmann im FURCHE-Interview.
DIE FURCHE: Wer ist denn heute eigentlich ein Störenfried? Oder ein „Querdenker“? Und: Brauchen wir diese Menschen als Gesellschaft?
Konrad Paul Liessmann: Wir verwenden das Wort „Störenfried“ kaum mehr, es hat beinahe literarische Qualität. Ursprünglich bedeutet es simpel: Jemand, der den Frieden stört. Der größte Störenfried unserer Tage ist also Wladimir Putin. So einen Friedensstörer brauchen wir sicher nicht. Anders verhält es sich mit dem verwandten Begriff des „Querdenkers“. Querdenker, Quereinsteiger, das waren positiv konnotierte Begriffe. Leute, die unorthodox denken, von außen kommen und in einem verkrusteten Gefüge neue Impulse setzen. Sie sollen den berühmten Blick über den Tellerrand einbringen, der in keinem Management-Seminar fehlen darf. Erst im Laufe der Corona-Debatten verschlechterte sich das Image des Querdenkers, er wurde vielen zum Störenfried.
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