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Brasiliens Polit-Psychologe Christian Dunker über Apokalypse und Faschismus
Ein Faschist sei eine konservative Person, die sich radikalisiert habe, sagt der brasilianische Polit-Psychologe Christian Dunker. Warum nur eine transnationale Opposition die Rechten stoppen kann.
Ein Faschist sei eine konservative Person, die sich radikalisiert habe, sagt der brasilianische Polit-Psychologe Christian Dunker. Warum nur eine transnationale Opposition die Rechten stoppen kann.
Die Attraktivität rechten Gedankenguts vergleicht Faschismusforscher Christian Dunker mit jener Verlockung, die von Zucker ausgeht: Der Geschmack ist leicht zugänglich, lässt sich schnell reproduzieren – und macht Hunger auf mehr. Mit der FURCHE sprach er über politische Methoden, die wie eine brutale Psychotherapie wirken, den „Furcht-Diskurs“ und Österreich nach der Wahl.
DIE FURCHE: Herr Dunker, 2022, während des Wahlkampfs des heutigen brasilianischen Präsidenten Lula da Silva und seines rechtsextremen Vorgängers Jair Bolsonaro prognostizierten Sie: Der Bolsonarismus wird in jedem Fall überleben. Hatten Sie recht?
Christian Dunker: Die Ideologie hat überlebt und ist mehr und mehr unabhängig von der Figur Bolsonaros. Dieser verliert zwar persönliche Macht (Bolsonaro kann nach einer Verurteilung wegen Amtsmissbrauchs bis 2030 nicht mehr in öffentliche Ämter gewählt werden, Anm. d. Red.), doch der entsprechende Diskurs behält seine Dominanz. Die Bolsonaro-Formel ist mächtiger als Bolsonaro selbst.
DIE FURCHE: Wie kommen Sie als Psychologe dazu, sich mit dem Faschismus zu beschäftigen?
Dunker: Anfangs war es ein Familien-Thema, da meine Eltern aus Deutschland kamen. Bei Besuchen dort sprach ich mit dem Rest der Familie darüber. Ich begann mich für die Geschichte von Europa, Krieg und Totalitarismus zu interessieren. Als ich dann mit dem Psychologie-Studium begann, war Brasilien gerade in der Phase der Redemokratisierung. Das war 1985, ein Jahr nach dem Ende der Militär-Diktatur. Und so landete ich beim Faschismus.
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