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Streit um die Posten
Am Mittwoch, 4. Mai, wurde in Kairo das PLO-Israel-Abkom-men von Jassir Arafat und Jizchak Rabin unterzeichnet
Am Mittwoch, 4. Mai, wurde in Kairo das PLO-Israel-Abkom-men von Jassir Arafat und Jizchak Rabin unterzeichnet
Die PLO erhielt Status-symbole neben den diversen Möglichkeiten, die Autonomie im Gazastreifen und im Gebiet der Stadt Jericho zu verwirklichen. In zirka zwei Jahren sollen Verhandlungen über die Selbstbestimmung der Palästinenser und über die endgültige Lösung des Palästinenserproblems beginnen.
Es wurde bisher über den politischen Status der Autonomie diskutiert, über die wirtschaftlichen Aspekte, über die Zahl der freizulassenden Palästinenser. Doch für den Mann auf der Straße ist nicht weniger wichtig, ob er morgen ärztliche Behandlung erhält, wieviel er dafür zahlen muß oder ob er auf soziale Unterstützung zählen kann; die Frage ist auch, ob Arbeitslose nun endlich Arbeit erhalten oder ob die Straßen Gazas endhch gepflastert werden.
Viele der öffentlichen Dienste werden zwar von der israelischen Militärverwaltung überwacht, doch die Arbeit an Ort und Stelle wird von lokalem Personal besorgt. So ist es bei den öffentlichen Arbeiten, dem Erziehungsund dem Gesundheitswesen. Rund 6.000 Personen sind allein im Gazastreifen als Lohnempfänger der Militärverwaltung im öffentlichen Dienst beschäftigt.
Die neuen Leiter dieser Dienste sollen selbstverständlich Palästinenser sein. Auf israelischer Seite wurden die Verhandlungen für die Übergabe obiger Dienste von den diesbezüglichen Experten geleitet, die Palästinenser jedoch führten diese mit Hilfe ihrer Politiker -ihre Experten für Erziehung, Gesundheit, Ökologie und so weiter mußten im Vorzimmer warten. So entstand die Situation, daß die Israelis zur Übergabe ihrer Dienste, ihrer Budgets bereit waren, doch niemand da war, diese in Empfang zu nehmen.
Diese Positionen den Technokraten zu überlassen, fällt der PLO schwer, denn jede dieser „technokratischen Positionen" bedeutet auch politische Schlüsselstellung.
Nach Ansicht der Militärkommandanten des Gazastreifens muß die Räumung innerhalb von zwei Wochen erfolgen. Alles ist bereits darauf vorbereitet. Die Einwohner des Gazastreifens haben schon genug Vertragsunter-zeichungen miterlebt: erst in Oslo, weiters in Washington, dann in Kairo und jetzt nochmals in Kairo. Sie wollen
1 wissen, was sich in Gaza auf der Straße abspielt: ob sie endlich auch eine bessere Wohnung erhalten können, ob die versprochenen Fabriken wirklich kommen, damit endlich ein sicherer Arbeitsplatz gefunden werden kann.
Inzwischen streiten sich die Palästinenser darum, wer welchen Posten erhalten soll. Die Geduld der Israelis reißt. Sie wollen den Streifen und die kleinen Steinewerfer so schnell wie möglich hinter sich lassen; doch werm hier ein Vakuum entsteht, kann es zu einem Tohuwabohu kommen.
Nun wartet alles auf die neuen Emennungen, ein jeder hofft im stillen, daß sich die Übergabe friedlich und
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