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Die im damaligen Südrhodesien aufgewachsene englische Autorin Doris Lessing - die wegen ihrer politischen Einstellung erst nach der Unabhängigkeit Simbabwes 1980 wieder ins Land durfte - hat in den achtziger und Anfang der neunziger Jahre ihre ehemalige Heimat bereist und darüber ein berührendes Buch ("Rückkehr nach Afrika") geschrieben: voller Liebe zu Land und Leuten, voll wachsender Enttäuschung über die Entwicklung. In Lessings Reisebericht aus 1992 dokumentiert sie auch Überlegungen zu einer Grabinschrift für Robert Mugabe, den Präsidenten Simbabwes. Eine davon lautet: "Hier liegt ein tragischer Held: Er zerstörte sich selbst durch seine Paranoia, weil er absolut nicht begreifen wollte, wieviel Wohlwollen ihm sein Volk entgegenbrachte."

1992 schrieb Doris Lessing noch, sie hätte eine solche Grabinschrift für Mugabe verworfen. Acht Jahre später ist klar, daß der präsumptive Spruch nie so stimmt wie heute: Simbabwe ist heruntergewirtschaftet, Mugabe - der seit dem 18. April 1980, dem Unabhängigkeitsdatum, der Regierung des Landes vorsteht - wird weitgehend abgelehnt: Erst kürzlich verlor er ein Verfassungsreferendum, durch das er seine Macht zu zementieren hoffte, schmählich. Die gegenwärtigen Unruhen und gewaltsamen Besetzungen von weißen Farmen werden nach allgemeiner Einschätzung von Mugabe gesteuert - um von den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Problemen Simbabwes abzulenken, die wesentlich durch Mugabe und seinen Klüngel zu verantworten sind. Auch die bevorstehenden Wahlen könnten von Mugabe & Co suspendiert werden.

Das 20-Jahr-Jubiläum Simbabwes ist ein tristes. Nicht zum ersten Mal in Afrika zeigt sich hier, wie ein hoffnungsvoller Aufbruch - der achtjährige brutale Bürgerkrieg wurde damals durch Mugabes Versöhnungspolitik zwischen Schwarz und Weiß beendet - in ein politisches, wirtschaftliches und soziales Desaster mündet. Gerade an Simbabwe wird aber deutlich, daß ein Gutteil der Verantwortung dafür im Land selbst liegt - trotz aller historischen Schuld des Kolonialismus: Kaum ein anderes Land der Region wurde vom reichen Norden (auch von Österreich!) so unterstützt.

Doch gegen eine korrupte und paranoide Führungsclique gibt es kein wirksames politisches Instrumentarium von außen. Das zeigte sich jüngst beim EU-Afrika-Gipfel, als sich Mugabe wütend gegen Vorhalte der EU zur Wehr setzte - mit Kolonialismusvorwürfen.

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