Mladen_Ivanić. - © commons.wikimedia.org

Außenminister Ivanić: 2005 - Bosniens "Deadline"

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Mladen Ivanić, 44, Gründer der serbischen Partei PDP, ist Außenminister des bosnischen Gesamtstaates.

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Mladen Ivanić, 44, Gründer der serbischen Partei PDP, ist Außenminister des bosnischen Gesamtstaates.

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Wie lange wird in Bosnien internationales Engagement noch notwendig sein?

Mladen Ivanić: Es ist sehr schwer zu sagen, wann der Job beendet sein wird. Aber es ist jetzt notwendig, immer mehr von der internationalen Ebene zu lokalen Institutionen zu transferieren. Für mich persönlich ist die Deadline Ende 2005 - zehn Jahre nach dem Vertrag von Dayton. Wenn der Hohe Repräsentant dann immer noch die Macht hat, dann würde es bedeuten, dass Bosnien auch zehn Jahre nach dem Krieg noch immer kein normales Land wäre. Ich glaube aber, dass Bosnien dazu imstande ist. In den nächsten Jahren wird es um Kompromisse und wirkliche Entscheidungsfindung gehen. Denn für uns Politiker ist es bequem, den Hohen Repräsentanten zu haben: Wir können ihn beschuldigen, dass er verantwortlich ist und nicht wir: "Es war seine und nicht meine Entscheidung, unglücklicherweise ist er gegen meine Seite!" Aber das ist eine Ausrede. Wir müssen die Verantwortung für alle Entscheidungen übernehmen, auch wenn sie heikel sind. Aber ich bin optimistisch, dass wir unsere Lektion gelernt haben und langsam verstehen, dass es nötig ist, Kompromisse einzugehen.

Können Kriegsverbrecherprozesse, die zur Zeit in Den Haag verhandelt werden, auch von bosnischen Gerichten übernommen werden? Wie steht es um die Suche nach Radovan Karadžić und General Mladić?

Ivanić: Zum ersten: Es gibt bereits eine Entscheidung, dass der Staatsgerichtshof von Bosnien einige dieser Fälle übernehmen wird. Aufgrund der internationalen Vereinbarungen kann das aber nur im Einvernehmen mit dem Strafgerichtshof in Den Haag erfolgen. Anfang 2004 sollen erste Fälle vor bosnischen Gerichten verhandelt werden. Die andere Frage betrifft ein Thema, dass uns seit Jahren bewegt: Das Problem dabei war bis jetzt, dass sowohl lokale als auch internationale Institutionen diese Suche betrieben haben - allerdings völlig unabhängig voneinander und jeweils dem anderen Nichtstun vorwerfend. Der einzige Weg zum Erfolg führt über die Eliminierung des gegenseitigen Misstrauens und über eine wirkliche Zusammenarbeit. Vor wenigen Tagen hat die lokale Polizei versucht, die Gesuchten festzunehmen: Das war ein gutes Zeichen einer neuen Entwicklung.

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