Natürlich würden viele gerne die ÖVP in der Regierung sehen. Vermutlich stimmt die Schätzung, daß die ÖVP-Wähler zu ungefähr je einem Drittel Rot-Schwarz-, Schwarz-Blau- oder die Oppositionsrolle befürworten, jede Art der Entscheidung also die ÖVP einer Zerreißprobe mit ungewissem Ausgang aussetzt.
Wolfgang Schüssel wolle unbedingt Bundeskanzler werden, behaupten etliche Gazetten. Sein "Geheimplan" bestehe darin, die SPÖ unter Viktor Klima in langen Sondierungsgesprächen anrennen zu lassen und dann mit der FPÖ eine Regierung zu bilden. Die Frage sei nur, ob der Bundespräsident, der offenbar eine Koalition "neu" zwischen SPÖ und ÖVP anstrebe, ein solches Kabinett zulasse.
Der Haken dabei: Was für eine ÖVP auf Platz zwei nahelag, käme nun - trotz des geringen Rückstandes auf die FPÖ - einem doppelten Wortbruch gleich. Denn die ÖVP hat versichert und bekräftigt: Als Dritte gehen wir in die Opposition, keine Kanzlerschaft von Jörg Haiders Gnaden!
Es wäre Größenwahn, mit dem schlechtesten Nachkriegsergebnis die Kanzlerschaft als Preis für den Eintritt in eine Koalition zu fordern. Und die Annahme, die ÖVP werde, wenn man ihr den Kanzler anbietet, sehr bald wortbrüchig werden, ist wenig schmeichelhaft für die Glaubwürdigkeit der Politik im allgemeinen und die der ÖVP im besonderen.
In der neuen Konstellation wird nicht nur die Regierung, sondern auch das Parlament viel Gewicht haben. Darum kann man der ÖVP nur raten: Einmal nicht umfallen, glaubwürdig bleiben - und ab in die Opposition! ski
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