Abendmahl als großes Ärgernis

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Türen auf für Christus: Unter diesem Motto lud die Wiener Stadtmission jüngst freundlich zu einer Begegnung mit dem Herrn der Kirche ein. Verdienter Beifall kam selbst von jenseits konfessioneller Grenzen.

Solchen Beifall gab es auch für den gemeinsamen Kirchentag katholischer und evangelischer Christen in Berlin. Ein Ereignis der besonderen Art war dort die von einem katholischen Priester aus Graz zelebrierte Eucharistiefeier, bei der auch die protestantischen Glaubensbrüder und -schwestern zum Empfang der "katholischen" Kommunion eingeladen waren - gegen den Willen der obersten Kirchenleitung.

Die Begründung des strikten Neins aus Rom: In beiden Kirchen werde "Verschiedenes" gefeiert. Details blieb der Vatikan - wohl aus Höflichkeit - schuldig, aber man muss sie offen aussprechen, um das Ausmaß der angerichteten Kränkung zu verstehen. Rom meint: Die evangelischen Christen glauben, Christus sei auch bei ihrem "Abendmahl" anwesend. Aber sie irren - ihre Geistlichen haben ja nicht wie die unseren die Vollmacht, Christus quasi auf den Altar herabzuzwingen: Bei uns ist er wirklich - die anderen bilden sich das nur ein. Und wir teilen ihn nicht mit ihnen!

Dabei vertreten auch viele katholische Theologen die Auffassung: Christus ist der Einladende, nicht die Kirche! Das gemeinsame Mahl ist nicht Belohnung der Rechtgläubigen, sondern Bestärkung in Glaube und Liebe!

Das römische Verbot ist eine anmaßende Demütigung und Kränkung von nichtkatholischen Christen, die auch viele Katholiken als solche empfinden. Ältere unter uns erinnern sich, dass Katholiken bis in unsere Generation herauf schon der Besuch von Gottesdiensten anderer christlicher Konfessionen streng verboten war. Die Zeit für lieblose Rechthabereien sollte endlich vorüber sein!

Der Autor ist freier Publizist.

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