Dieser FURCHE-Text wurde automatisiert gescannt und aufbereitet. Der Inhalt ist von uns digital noch nicht redigiert. Verzeihen Sie etwaige Fehler - wir arbeiten daran.
Äsylsuchende in Gefahr
Die Sprache verrät uns”, warnte die Bechtsanwältin Vera Kohlmeyer-Kaiser in Karlsruhe auf einer Tagung des „AK Asyl Baden-Württemberg” vor dem schnoddrigen Gebrauch eines Begriffes wie „Attesttourismus”, als die Bede war von gefälschten Attesten, die Flüchtlinge vorweisen, weil sie glauben, sie würden verlangt. Gegen „Asylanten” reagierte der Vorsitzende des AKAsyl, Pfarrer Werner Baumgarten allergisch, denn die Worte auf -anten würden negativ assoziiert mit Querulanten, Simulanten et cetera.
Schlimmer noch sind zweifellos Begriffe wie „Duldung” in der deutschen Flüchtlings-Bürokratie-Sprache. Die Betreffenden beziehungsweise Betroffenen müssen „Duldungsgesuche” stellen. Allgemein im deutschen Sprachraum ist der „Abschub”, die „Schubhaft”, das „Abschieben” - von was? Nicht etwa von Gegenständen, die nicht mehr gebraucht werden, sondern von Menschen, die Hilfe suchen (ob immer zu Becht, steht auf einem anderen Blatt der Geschichte).
In Kürze wird eine Delegation des Europarates nach Belgrad und Prishtina fahren, um sich vor Ort und durch Gespräche mit Serben und Albanern ein Bild der Lage zu machen.
Zur Vorbereitung wurde in Paris zu einem Kosovo-Hearing eingeladen. Regierungsvertreter, Kosova-ren und Regierungsungebundene sprachen zum gleichen Thema.
Erstere zeigten sich zufrieden mit statistischen Zahlen, die als Erfolg der jeweiligen Gesetze zum Schutz der Sicherheit Europas und seiner Mitgliedstaaten den Rückgang der Asylsuchenden bestätigen. Auch die Zahl der bereits eingereisten Fremden hat sich drastisch verringert.
Der Abschiebestop im Fall der Kosovaren wurde erwähnt, weil bedauerlicherweise die serbische Regierung den Vorschlag der massenweisen Rückführung nach Serbien, ins Kosovo, abgelehnt hat, obwohl ihnen auch Geld geboten wurde (wie inoffizielle Quellen berichten). Insgeheim müssen sich die Serben allerdings gefreut haben über das westeuropäische Ansinnen. Hatten sie doch ihrerseits die Albaner vertrieben und als „Menschen, die es nicht verdienen, menschenwürdig behandelt zu werden”, bezeichnet.
Offensichtlich im Sinne der Sicherheit des Vereinten Europa ist denn auch das Schicksal des Herrn S. Q. in der Schweiz. Von 1982 bis 86 saß der 1964 geborene Kosovo-Albaner im Gefängnis, weil er nach 1981 an Demonstrationen teilgenommen hatte. Er hat keine „staatsfeindliche Organisation” gegründet, und blieb trotz schwerer Folterung bei dieser Weigerung.
Nach seiner Entlassung hat die Polizei ihn wiederholt in seinem Wohnsitz in Prishtina gesucht und die Familie schikaniert. Seit 1991 sucht er Asyl in der Schweiz. Mehrfach hat sich AI-London um seinen Fall gekümmert, auch den Schweizer Behörden gegenüber. Seine Anträge wurden jedoch endgültig abgelehnt und er ist jetzt in Gefahr „rückgeführt” zu werden.
Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.
In Kürze startet hier der FURCHE-Navigator.
Steigen Sie ein in die Diskurse der Vergangenheit und entdecken Sie das Wesentliche für die Gegenwart. Zu jedem Artikel finden Sie weitere Beiträge, die den Blickwinkel inhaltlich erweitern und historisch vertiefen. Dafür digitalisieren wir die FURCHE zurück bis zum Gründungsjahr 1945 - wir beginnen mit dem gesamten Content der letzten 20 Jahre Entdecken Sie hier in Kürze Texte von FURCHE-Autorinnen und -Autoren wie Friedrich Heer, Thomas Bernhard, Hilde Spiel, Kardinal König, Hubert Feichtlbauer, Elfriede Jelinek oder Josef Hader!