Lech Walesa ist alles andere als ein Kirchenkritiker. Wenn also der Solidarnosc-Führer auch öffentlich versucht hat, die Ernennung des neuen Erzbischofs von Danzig zu verhindern, spricht das für sich: Slawoj Leszek Glódz wäre ein "Unglück für unsere Diözese", so der polnische Ex-Präsident. Doch Wal esas öffentliche Intervention hat nichts genutzt: Letzten Samstag wurde der neue Erzbischof in sein Amt eingeführt. Roma locuta - aber die Causa dürfte dennoch nicht finita sein. Vor allem fragen sich viele in Polen, was Rom da geritten hat, ausgerechnet den Hardliner Glódz, der auch durch seine konsequente Unterstützung fürs rechtspopulistische Radio Maryja aufgefallen ist, zum Hirten der geschichtsträchtigen Hafenstadt zu machen. "Milito in Christo" - "Ich kämpfe in Christus", so der bezeichnende Wahlspruch des einstigen Militärbischofs.
Glódz ist als Militärbischof auch in peinlicher Erinnerung, als er, um für Polens Einsatz im Irak-Krieg zu werben, im Kampfanzug in TV-Shows auftrat. Man kann nur vermuten, wie es solch Geistes Kind in die erste Reihe des polnischen Episkopats geschafft hat. Offenkundig wird da- durch jedenfalls die schwere Krise von Polens katholischer Kirche.
Österreicher können den Zorn der weltoffenen polnischen Katholiken nachfühlen: Von den katastrophalen Bischofsernennungen vor zwei Jahrzehnten hat sich die heimische Kirche ja nie erholt. Aber auch wenn Rom gesprochen hat: Groër, Krenn & Co waren zum Gutteil das Ergebnis ultrakonservativen Lobbyings aus Österreich. Es scheint, dass nun der nationalkonservative Flügel der polnischen Kirche ähnliche Geschäfte betreibt. Kein gutes Omen für Polen - und einmal mehr eine Bankrotterkärung fürs heutige Procedere von Bischofsbestellungen.
Nicht nur die Kirchenvolks-Begehrer sollten hierzulande wie anderswo beharrlich klarmachen: An der Weise, wie die katholische Kirche ihre Hirten findet, muss sich dringend etwas ändern.
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