Mit Nachnamen heißt er zwar wie einer der einst größten Feinde seines Heimatlandes, Präsident der USA würde er aber dennoch gerne werden. Und auch sonst hat Julian Castro mit seinem prominenten Namensvetter nicht allzu viel gemeinsam. Während Fidel Castro sich vom kubanischen Havanna aus einst ernste Scharmützel mit dem US-Präsidenten lieferte, will Julian Castro vom texanischen San Antonio aus bei der nächsten Wahl Donald Trumps Sessel im Weißen Haus erobern. Denn im Rennen darum, wer bei der kommenden US-Präsidentenwahl für die Demokraten gegen den republikanischen Amtsinhaber antreten darf, hat der 44-Jährige am Wochenende seinen Namen ins Spiel gebracht. Für viele Europäer mag dieser neu sein, in den USA ist er das keineswegs. Castro fungierte unter Präsident Barack Obama bereits als Wohnbauminister und war in dieser Funktion das jüngste Kabinettsmitglied. Als demokratischer Hoffnungsträger galt er bereits im Jahr 2012, als er als erster "Hispanic" auf dem Nominierungsparteitag der Demokraten eine Grundsatzrede hielt. Auch als potenzieller Nachfolger Obamas wurde Castro damals schon gehandelt. Doch es kam anders: Nach Verkündigung der Kandidatur Hillary Clintons, die für die Demokraten als fast schon sichere Bank im Rennen um die US-Präsidentschaft galt, zog sich Castro zurück. Seine Bewerbung hatte Castro vor einer jubelnden Menschenmenge in San Antonio verkündet. Der Nachfahre mexikanischer Einwanderer setzte dabei auf eine Botschaft der Hoffnung und Vielfalt -just zu einem Zeitpunkt, an dem in den USA rund um Donald Trumps Mauerbau an der Grenze zu Mexiko beim Thema Einwanderung und Grenzsicherung die Wogen hochgehen."Wir sagen Nein zum Bau einer Mauer und Ja zum Aufbau der Gemeinschaft", sagte Castro unter tosendem Beifall. Castro, der Politikwissenschaften in Stanford und Jus in Harvard studiert hat, gilt als hervorragender Redner, nicht nur seine Anhänger attestieren ihm einnehmendes Charisma. Bereits mit 26 war er in die Gemeindevertretung San Antonios gewählt worden, mit 34 wurde er zum Bürgermeister der siebtgrößten US-Stadt, die zu zwei Dritteln von Latinos bewohnt wird. Als Kandidat mit lateinamerikanischen Wurzeln könnte Castro indes auch bundesweit viele Hispanics mobilisieren. Für seine Chancen auf das Präsidentenamt nicht ganz unwesentlich, denn: Sie sind die am schnellsten wachsende Wählergruppe in den USA.