Am besten einfach weiter so, oder?

Werbung
Werbung
Werbung

Sklerose - das klingt nach Stillstand und Erstarrung. Aber es gibt auch eine "dynamische Sklerose“, deren Grundprinzip darin besteht: Wenn durch eine Krise deutlich geworden ist, dass du dich auf dem falschen Weg befindest, musst du deine Anstrengungen intensivieren. Try harder!

Wachstumskrise: Wir haben die letzten 20 Jahre versucht, Konjunktureinbrüche zu vermeiden und den Wirtschaftsprozess über bisherige Wachstumspfade hinaus zu peitschen; und dann die Krise. Leitgedanke: mit allen Mitteln wieder das vorherige Wachstum zustande bringen, auch wenn wir wissen, dass das in einer begrenzten Welt nicht ewig so weitergeht.

Verschuldungskrise: Wir haben jahrzehntelang über unsere Verhältnisse gelebt, vergangene Ressourcen und zukünftige Generationen ausgebeutet; und dann haben selbst die Finanzmärkte nicht mehr geglaubt, dass das weiter funktionieren kann. Leitgedanke: den großen Einbruch verhindern, dem verlorenen Geld weiteres nachwerfen.

Wohlstandskrise: Irgendwie hat es sich seit Jahren abgezeichnet, dass der Tretmühlen-Mechanismus nichts fruchtet, dass noch ein bisschen mehr Einkommen und ein größeres Auto das Glück nicht herbeizwingen können; und jetzt der Einbruch. Leitgedanke: noch ein bisschen härter anpacken, die letzten Reserven nutzen.

Umweltkrise: Die letzten vier Jahrzehnte haben wir vertan, und "Rio“ zeigt, dass die Weltgesellschaft weiterhin nichts tun will. Leitgedanke: Jetzt, mitten in der Krise, ist die falsche Zeit für ökologischen "Luxus“.

Die gegenwärtigen Turbulenzen beruhen auf bestimmten Logiken. "Dynamische Sklerose“ bedeutet: Alles möglichst rasch wieder so herstellen, wie es vorher war. Jene Situation rearrangieren, die uns diese Krise beschert hat und zuverlässig weitere bescheren wird.

* Der Autor ist Professor für Soziologie an der Universität Graz

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung