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ANARCHIE IN RUANDA

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Krieg und Unruhe herrschen in 21 von 52 afrikanischen Staaten. Der Westen registriert es manchmal -wie jetzt in Ruanda.

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Krieg und Unruhe herrschen in 21 von 52 afrikanischen Staaten. Der Westen registriert es manchmal -wie jetzt in Ruanda.

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Wo immer der Westen via Vereinte Nationen, internationale Hilfsorganisationen, touristisch oder wirtschaftlich unmittelbar involviert ist, nimmt man blutige Unruhen in Afrika wahr. Das Schicksal der 2.500 Mann starken UNO-Truppe im zentralafrikanischen Ruanda, die den Friedens- und Ausgleichprozeß zwischen dem alten „Herrenvolk" der jetzt rebellierenden-Tutsis und dem (anders als im benachbarten Burundi mit ähnlichen Stammesstrukturen) seit 1959 herrschenden Mehrheitsvolk der Hutus überwachen sollte, lenkte den Blick auch auf die 20.000 Toten, die es in nur einer Woche in Ruanda zu vermelden gab.

Zieht sich die UNO jetzt auch aus Ruanda, wie kürzlich aus Somalia, unverrichteter Dinge zurück? Die Belgier, alte Kolonialmacht bis 1962 in Ruanda/Burundi, haben ihre +40 Blauhelme bereits abgezogen, Frankreich ist mit seinen UNO-Truppen bereits verschwunden. Der Weltsicherheitsrat will die UNO-Operation noch nicht abbrechen. Doch die von Ratspräsident Colin Keating für Ruanda genannte unmittelbare Priorität, „das Erreichen eines Waffenstillstandes" wird noch auf sich warten lassen.

Während in Burundi erst im Vorjahr die Herrschaft der Tutsis zu Ende ging — im Oktober führte die Ermordung von Staatspräsident Melchior Ndadaye (Hutu) zu schweren Unruhen, die 100.000 Menschenleben forderten -, regierte in Ruanda Generalmajor Juvenal Habyarimana, unterstützt von den Franzosen, mit seiner Einheitspartei seit 1973 mit eiserner Hand. Erst im Juli 1993 wurde Regie-rungschefm Agathe Uvnlin-giyimana von der Republikanisch-Demokratischen Bewegung zur Regierungschefm ernannt. Auch sie fiel, wie vorher Habyarimana gemeinsam mit dem burundischen

Präsidenten Cyprien Ntarya-mira, dem Bürgerkrieg zum Opfer. Die erst 1992 gewährte Zulassung von Oppositionsparteien konnte die schjveren Zerwürfnisse zwischen den Ethnien sowie politische und soziale Diskriminierungen nicht beseitigen. (Analyse S. 9) Die von Tutsis im Ausland gebildete Patriotische Front

Ruandas (FPR) hat Friedensverträge nie eingehalten. Das letzte Friedensabkommen schloß Präsident Habyarimana mit den beiden FPR-Re-bellenführem Alexis Kanya-rengwe und Paul Kagame am 4. August 1993. Zur Bildung einer Übergangsregierung aus beiden Kriegsparteien sollte es nicht mehr kommen.

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