Banken-Panik auf Österreichisch

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Seit etwa einer Woche, exakt seit einem Besuch des österreichischen Bundeskanzlers Werner Faymann in Berlin und Prag, finden sich die österreichischen Großbanken immer wieder in den internationalen Medien wieder. Allerdings nicht in der Rolle, in der sie selbst sich gerne sehen würden, nämlich als krisenfeste Institute, sondern als schwer angeschlagene Kreditgeber in den Staaten Mittel- und Osteuropas mit Außenständen bis zu 297 Milliarden Euro. Beinahe genüsslich zitiert etwa die Frankfurter Allgemeine Zeitung die Verluste der Bankaktien von Erste Bank und Raiffeisen, als gäbe es nicht durchaus größere Banken, die sich in Schieflage befänden, wie etwa einige deutsche Institute.

Der Grund für die negative Aufmerksamkeit liegt zum Teil auch in einer Initiative der österreichischen Bundesregierung, die sogenannte Stabilitätsoffensive für Osteuropa anderen Regierungen schmackhaft zu machen. Was gut gemeint ist (aber wohl vor allem den Banken Österreichs helfen würde, die dort Kredite in Höhe des österreichischen Bruttoinlandsprodukts vergeben haben) wird international offenbar als Panikaktion der Österreicher gewertet.

Allerorten, bis hin zum renommierten economist, wird Österreich gemeinsam mit dem Markt in Osteuropa in die Krise geschrieben, obwohl Ökonomen einig sind, dass die Banken durchaus in der Lage seien, auch Ausfälle der Kredite von bis zu zehn Prozent zu verkraften.

War die Initiative also ein Fehlschlag? Ein großer Teil der Reisediplomatie der Regierung steht noch aus. Finanzminister Pröll wird die betroffenen Staaten Osteuropas besuchen, um sie zu bewegen, einen Schutzschirm für die Banken aufzuspannen, ähnlich dem in Österreich existenten. Die Frage wird sein, wie man derlei den Regierungen in Bukarest, Sofia oder Kiew plausibel erklären will. Warum sollte die Ukraine, Rumänien oder Bulgarien österreichische, deutsche und italienische Banken retten, und das noch dazu ohne Hilfe aus betreffenden Eigentümer-Staaten? Sie haben schon genug damit zu tun, die Bevölkerung in einer der schlimmsten Rezessionen über die Runden zu bringen. Wenn Österreich also Schutz für Raiffeisen und Co. im Ausland braucht, dann wird es ihn wohl zum Großteil selbst bezahlen müssen.

Keine einfache Mission also für Kanzler und Vizekanzler, die statt der erwarteten Hilfe bisher mit Höflichkeiten abgespeist wurden. Die Kreditinstitute sind nun nicht nur durch die Krise im Osten in Gefahr, sondern auch durch die publizistische Abwertung. Denn mit den negativen Nachrichten werden in ohnehin panischen Zeiten an den Finanzmärkten die Opfer von feindlichen Übernahmen geboren.

Wenn das Unternehmen Osthilfe scheitert, wäre es für die Regierung klug, beim nächsten Mal die Konsequenzen einer schiefen Optik auf den Finanzmärkten zu berücksichtigen.

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