Barack Obama schnupft Amerika

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Bill Clinton hat sich als US-Präsident gerechtfertigt, dass er zwar Joints geraucht, aber nicht inhaliert habe. Barack Obama sagt: "Klar hab' ich inhaliert, das war ja gerade der Punkt." Und das ist der Punkt, warum Obama die bisherigen Vorwahlen auf Seiten der Demokraten für sich entscheiden konnte. Obama ist anders, er redet nicht nur von Wechsel, er ist der Wechsel. Und das ist der Punkt, warum er bis zu den Präsidentschaftswahlen im November durchmarschieren wird.

Zu gewagte Prognose, wo zum Zeitpunkt des Furche-Redaktionsschlusses noch nicht einmal sicher ist, wie Obama in New Hampshire abschneiden wird? Der Washington Post-Kolumnist Eugene Robinson schreibt, er hatte bei der Obama-Rede nach dessem Vorwahlsieg in Iowa einen "goosebump moment" - besser kann man die Zuversicht in Obamas weiteren Erfolg nicht begründen. Und Robinson ist nicht allein, wer Obama zuhört, bekommt eine "Gänsehaut"; jeder und jede mit Internetanschluss soll es ausprobieren: Den Namen Barack Obama und Iowa in die führende Suchmaschine eingegeben und zuschauen und endlich wieder einmal von einer Politikerrede emotional ergriffen sein. Und dann weiterklicken zu seinen Auftritten in Alabama, in Manchester, im US-Senat … - kurze Sätze, klare Ansagen, keine Show, keine Fanfaren, keine Lichteffekte. Obama reicht ein Handmikrofon und wenn es länger dauert ein Barhocker.

"Obama ist anders", hat George Clooney gesagt, "das merkt man, wenn er einen Raum betritt: Alle anwesenden Politiker hören dann auf. Sie hören einfach auf. Sonst hören die doch nie auf." Deswegen sei Barack Obama noch ein langer Wahlkampf vergönnt - nicht uneigennützig. Denn so wie heute in den USA wahlgekämpft wird, so versucht man es morgen, spätestens übermorgen in Österreich. Hiesige Polit-Berater und Spin-Doktoren sind sicher vor Ort oder haben zumindest ihre Flüge in die Staaten gebucht - zum Zu- und Abschauen. Und wenn sie zurückkommen und unseren Politikern raten, sich ihre antrainierte, phrasierte Null-Sprech-Weise abzuschminken, werden auch wir vom Obama-Effekt profitieren.

"Macht es anders! Macht es neu!" lautete der Rat für die Demokraten, um wieder auf die Gewinnerstraße zu kommen. Das nützt nichts, wenn man nicht auch anders und neu ist. Bei Barack Obama besteht die berechtigte Hoffnung, dass er ein anderer, neuer, besserer Präsident der Vereinigten Staaten wäre. Denn er hat inhaliert - und er gibt es auch zu.

wolfgang.machreich@furche.at

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