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Der Bismarck des Nahen Ostens wurde er genannt. Diesen Ruf und seine Fähigkeit, als politischer Jongleur zu agieren, stellte der syrische Präsident Hafis el-Assad über seinen Tod hinaus unter Beweis. Getreu der bismarckschen Devise "Macht geht vor Recht" hat Assad das genaue Vorgehen für eine rasche Machtübernahme festgelegt. Wie in einer Monarchie wurde die Nachfolge vorherbestimmt: Der Sohn soll den Vater als Staatspräsidenten ersetzen. Dafür musste das syrische Parlament nach dem Tod des Patriarchen schleunigst die Verfassung ändern, und das Mindestalter für das höchste Amt im Staat von 40 auf 34 Jahre, das Alter Baschar el-Assads, senken.

Ob Baschars Macht gesichert ist, steht nicht mehr im Testament des Vaters. Ganz im Gegenteil, Hafis el-Assad hat seinem Sohn Altlasten vermacht, die den jungen Präsidenten - der Augenarzt und nicht Alleinherrscher werden wollte - zu erdrücken drohen. Wie es sich für eine Quasi-Monarchie gehört, wartet ein anderes Familienmitglied auf seine Chance, das Milchgesicht vom Thron zu stürzen. Rifaat el-Assad, der steinreiche Bruder des Verstorbenen, hat sich im europäischen Exil schon als "legitimer Nachfolger" ausrufen lassen. Dann gibt es noch die Moslembrüder, deren Aufstand Hafis el-Assad blutig niederschlagen ließ, und die nach Revanche lechzen. Weiters das Militär, den Geheimdienst, die Bürokratie, die beherrschte sunnistische Bevölkerungsmehrheit - alle greifen nach der Macht. Baschar wird sich bald wieder an Bismarck erinnert fühlen, der sich einmal als die "bestgehasste Persönlichkeit" bezeichnete. WM

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