Bewahrer der biologischen Vielfalt/Klima verbündet - rund um den Globus

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Im Klimabündnis haben sich europäische Städten und indigene Völker Lateinamerikas zu einer weltweiten Allianz zusammengeschlossen. Die Erhaltung der indianischen Kulturen und der Natur im Amazonasgebiet stehen im Interesse der gesamten Menschheit und nicht nur der Indianervölker.

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Im Klimabündnis haben sich europäische Städten und indigene Völker Lateinamerikas zu einer weltweiten Allianz zusammengeschlossen. Die Erhaltung der indianischen Kulturen und der Natur im Amazonasgebiet stehen im Interesse der gesamten Menschheit und nicht nur der Indianervölker.

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Zahlreiche Studien belegen mittlerweile den vom Menschen gemachten Treibhauseffekt. Die industrialisierte Gesellschaft verändert durch das Verbrennen enormer Mengen fossiler Rohstoffe wie Kohle, Erdöl oder Erdgas das Klima weltweit. Der Grund hierfür ist die Anreicherung der Atmosphäre mit dem bei Verbrennung enstehenden Kohlendioxid (CO2) und anderen sogenannten Treibhausgasen wie Methan (CH4) oder den als Verursacher des Ozon-Loches bekannten Fluor-Kohlenwasserstoffen (FCKW, HFCKW, HFKW etc.).

Die Folgen selbst geringer Temperatursteigerungen wären katastrophal: Verschiebungen der Vegetationszonen, starke Ausdehnung der Dürregebiete und gewaltige Überschwemmungen durch Ansteigen der Meeresspiegel führen zu Hungersnöten und gewaltigen Flüchtlingsströmen. Bereits jetzt zeigen die Statistiken der international tätigen Versicherungsgesellschaften eine Vervielfachung der wetterbedingten Naturkatastrophen im letzten Jahrzehnt. Kein Umweltproblem hat derart globale Auswirkungen wie die durch den vom Menschen verursachten Treibhauseffekt ausgelöste Klimaveränderung. Andererseits gibt es auch keine andere weltweite Bedrohung, bei der das Handeln jedes einzelnen so viel zur Sicherung unserer Lebensgrundlagen beitragen kann. Praktisch jede alltägliche Handlung, jeder Einkauf, jede Ortsveränderung (Verkehrsmittelwahl!) beschleunigen oder bremsen - im Mikrobereich - die Klimaveränderung. Unsere alltäglichen kleinen Entscheidungen, unser Lebensstil sind in Summe Basis für die globale Entwicklung.

Im Klimabündnis haben sich völlig "unlogische" Partner zu einer weltweiten Allianz zusammengeschlossen - europäische Städte und indigene Völker Lateinamerikas. Im Mittelpunkt stehen gemeinsame Anstrengungen zur Erreichung der hochgesteckten Klimaschutzziele und gegenseitiges Voneinanderlernen. Konkret ist das Klimabündnis eine globale Partnerschaft zum Schutze des Weltklimas zwischen insgesamt über 1.000 europäischen Städten und Gemeinden in zwölf Staaten und den indigenen Völkern der Amazonas-Regenwaldgebiete.

Dem Klimabündnis haben sich in Österreich bisher 218 Städte und Gemeinden sowie alle Bundesländer mit Ausnahme Vorarlbergs angeschlossen. Die Mitglieds-Gemeinden, -Städte und -Länder haben sich u. a. verpflichtet, ihre CO2-Emissionen bis zum Jahre 2010 zu halbieren sowie die Bündnispartner im Amazonasgebiet bei der aktiven Regenwalderhaltung zu unterstützen.

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, daß das Warten auf große, von oben verordnete, allumfassende Lösungen des Klimaproblems zu nichts führt. Deshalb versuchen die Mitgliedsgemeinden des Klimabündnisses durch einen sogenannten "bottom-up"-Ansatz, Veränderungen von der kleinsten Einheit des Staates aus zu bewirken. In praktisch allen Mitgliedsgemeinden gibt es mittlerweile offene Arbeitskreise, die sich mit der Umsetzung konkreter Maßnahmen in Bereichen wie Energie, Verkehr, Entwicklungspolitik, Beschaffungswesen etc. beschäftigen.

Dem Schutz des Amazonas-Regenwaldes kommt umweltpolitisch sowohl wegen seiner Fähigkeit, große Mengen an CO2 zu binden, als auch wegen seiner Artenvielfalt besondere Bedeutung zu. Dabei erweist sich als erfolgreichste Strategie zur Erhaltung des Regenwaldes die Unterstützung der in und von diesen Wäldern lebenden indigenen (indianischen) Völker. Wer sollte größeres Interesse am Schutz des Regenwaldes und an seiner nachhaltigen Nutzung haben als jene, die seit Jahrtausenden von und mit ihm leben?

Die Projektpartnerschaft mit den indigenen Völkern vom Alto Rio Negro gilt europaweit als vorbildlich. Von den Klimabündnis-Gemeinden, -Städten und -Bundesländern und der Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium werden zahlreiche Aktivitäten im Bereich indianisches Erziehungswesen, Gesundheitswesen, politische Stärkung, Kultur und Kommunalprojekte unterstützt.

Das Gebiet am oberen und mittleren Rio Negro gehört zu den wenigen Regionen Brasiliens, in denen die etwa 25.000 Menschen zählenden indianischen UreinwohnerInnen die große Mehrheit bilden und in einem fast unberührten tropischen Waldland leben. Dieses Gebiet mit seinen 19 verschiedenen indigenen Völkern ist etwas größer als Österreich und hat sein Zentrum in der Bezirkshauptstadt Sao Gabriel. Als Verkehrsweg dient der Rio Negro mit seinen zahlreichen Nebenflüssen. Durch das Bündnis mit den österreichischen Klimabündnis-Gemeinden, -Städten und -Bundesländern sollen die indigenen Völker am Alto Rio Negro dabei unterstützt werden, den tropischen Regenwaldes zu erhalten, ihre Rechte als indigene Völker auf ihre angestammten Gebiete abzusichern, die kulturelle Identität zu stärken und eine der Umwelt angepaßte Verbesserung der Lebensbedingungen durch nachhaltige Nutzung aller erneuerbarer Ressourcen zu erwirken.

Der Autor ist Mitarbeiter des Klimabündnis Österreich.

Schwerpunkt: Zum Thema Die FOIRN - indianische Selbstbestimmung Die Völker vom Rio Negro waren unter den ersten in Brasilien, die sich organisierten und bereits 1987 einen Dachverband - die FOIRN - gründeten. Mittlerweile ist die FOIRN mit ihren 23 Mitgliederorganisationen nicht nur eine der stärksten indianischen Vertretungen innerhalb Brasiliens, sondern auch beispielgebend für das gesamte Amazonasbecken Südamerikas.

Die Projekte Von den österreichischen Klimabündnis-Gemeinden und -Ländern sowie von der Bundesregierung (Österreichische Entwicklungszusammenarbeit im Außenministerium) werden folgende Aktivitäten unterstützt (in Anführungszeichen Zitate Beteiligter) * Projekt: Boote für IndianerInnen: "Monatlich fahren wir nach Sao Gabriel, wo wir für unser Maniokmehl und die anderen Produkte mehr bekommen und auch billiger einkaufen als beim Händler."

"Wir können uns jetzt rasch organisieren und gegen das Eindringen von Goldgräbern oder der großen Fischkutter, die unseren Fluß leerfischen, wehren."

"Die Kranken können wir in die Stadt mitnehmen, auch wenn die Familie gerade kein Geld hat."

* Projekt: Sprechfunknetz: "Wenn jetzt irgendwelche Probleme auftreten, können wir sofort die FOIRN verständigen, damit sie die nötigen Maßnahmen ergreift."

"Impfstoffe, Ersatzteile etc. können viel rascher beschafft werden."

"Angehörige von Kranken, die in die Stadt zur Behandlung fuhren, bleiben nicht mehr solange in Ungewißheit und machen sich so weniger Sorgen."

* Projekt: Unterstützung der regionalen Basisorganisationen: "Über 100 Männer und Frauen aus den Dörfern nahmen am Treffen teil. Es gab Informationen über die offizielle Indianerpolitik, Diskussionen über die gesundheitliche und schulische Situation sowie andere Probleme. Auch die zukünftigen Projekte wurden besprochen."

"Mit der Schreibmaschine können wir unsere Briefe und Berichte selber schreiben. Auch die anderen Dinge sind hilfreich und erleichtern unsere Arbeit."

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