Oberst Alexander Raszer - Kommandant des Klagenfurter Jägerbataillons 25, des Luftlandeverbands der 7. Jägerbrigade; - © BMLV

Bundesheer: "Für Szenarien ausbilden, die hoffentlich nie eintreten"

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Was Ausrüstung und Personalstand betrifft, sei das Bundesheer weit unter den Limits, sagt Oberst Alexander Raszer, der Kommandant einer Eliteeinheit. An effiziente Raumverteidigung sei unter diesen Umständen nicht zu denken.

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Was Ausrüstung und Personalstand betrifft, sei das Bundesheer weit unter den Limits, sagt Oberst Alexander Raszer, der Kommandant einer Eliteeinheit. An effiziente Raumverteidigung sei unter diesen Umständen nicht zu denken.

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Oberst Alexander Raszer ist Kommandant des Klagenfurter Jägerbataillons 25, des Luftlandeverbands der 7. Jägerbrigade. Zum Interview kommt er im Tarnanzug von einer Abzeichen-Verleihung an Fallschirmspringer. Guter Einstieg in ein Gespräch über die Leistungsfähigkeit des Bundesheeres.

DIE FURCHE: Herr Oberst, Ihr Bataillon wird als Paradebeispiel für eine im internationalen Vergleich reüssierende Einheit bezeichnet. Was machen Sie so gut?

Oberst Alexander Raszer: Wir sind ein Luftlandebataillon, das 2012 als Profiverband aufgestellt wurde. Das waren ursprünglich alles Berufssoldaten, die sich für zumindest drei Jahre verpflichten und dann auf sechs, neun Jahre verlängern können. Eine Unteroffiziers- oder Offizierslaufbahn ist ebenfalls möglich. Das Ziel des Bataillons mit rund 560 Leuten ist es, einen besseren Ausbildungsgrad zu erreichen und damit eine höhere Bereitschaft für Inlands- und Auslandseinsätze zu besitzen. Wir stellen Kräfte, die man bei einem Anlassfall, sei es ein Terroranschlag, eine Krise im Ausland oder andere Notlagen, rasch einsetzen kann.

DIE FURCHE: Wo kamen Sie von heute auf morgen in den Einsatz?

Raszer: Ein Beispiel ist der Afghanistankrieg 2002. Nach sehr kurzer Vorbereitung sind wir gemeinsam mit den Deutschen in diesen Einsatz geflogen. Oder die Märzunruhen 2004 im Kosovo – mit dem Vorkommando war ich selbst innerhalb von 24 Stunden vor Ort. Das ist sehr schnell, da muss man ehrlich sein, das geht mit der normalen Präsenzorganisation nicht und auch nicht mit der Miliz, denn eine Aufbietung braucht Zeit. Da sind wir nicht so schnell wie die Schweiz.

DIE FURCHE: Wie schafft das die Schweiz?

Raszer: Die leben Miliz, so wie man Miliz leben soll. Das heißt, bei der Miliz hat jede und jeder die benötigte Ausrüstung immer für den Anlassfall zur Verfügung. Der Soldat rückt ein, wird noch – wenn notwendig – kurz auf die konkrete Anforderung ausgebildet und kann in den Einsatz gehen. Aufgrund des Sparzwangs der letzten 30 Jahre haben wir derzeit einen Sachstand, dass das dafür benötigte Gerät gar nicht für alle vorhanden ist und erst umgeschichtet werden muss. Wenn bei uns die Miliz einrückt, müssen wir teilweise Ger t von einer pr senten Organisation, sprich den Grundwehrdienern, wegnehmen, um damit die Miliz ausrüsten zu k nnen. Im Prinzip würden sich Kaderpersonal, Grundwehrdiener und Miliz gut ergänzen und das System könnte gut funktionieren – wenn man die einzelnen Einheiten richtig bedecken würde.

DIE FURCHE: Das heißt ausreichend Gefechtsausrüstung statt Tauschbörse?

Raszer: Anfangen würde ich mit der persönlichen Schutzausrüstung. Vor drei Jahren hat unser Brigadekommandant bezüglich Ausrüstungskosten vom 27.000 Euro-Soldaten gesprochen. Mit der Inflation würde ich heute von 30.000 Euro ausgehen, die man braucht, damit er oder sie adäquat ausgerüstet ist. Da reden wir von einem Helm, einer Schutzweste und einer eigenen Bewaffnung. In der Nacht muss man etwas sehen, also braucht es eine Nachtsichtbrille, und um miteinander kommunizieren zu können, ohne schreien zu müssen, braucht es ein Gruppenfunkgerät. Das ist der Grundstock an Ausrüstung, den jeder Soldat braucht, und dann fangen wir erst an von der Mobilität zu reden.

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