Chefanklägerin mit dickem Fell

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Der jugoslawische Präsident Vojislav Kostunica und die UNO-Chefanklägerin Carla Del Ponte können nicht miteinander. Wer die Lage in Jugoslawien destabilisieren wolle, müsse sich so verhalten wie Del Ponte, schimpfte Kostunica bevor er letzte Woche in Belgrad mit Del Ponte zusammentraf. Beim Treffen selbst kam es zwischen den beiden zu deutlichen Meinungsverschiedenheiten, denn Del Ponte fordert die Auslieferung Milosevi'cs, der in Den Haag wegen Kriegsverbrechen angeklagt ist.

Hartnäckigkeit ist eines von Del Pontes Markenzeichen. Mit ihrem Einsatz gegen internationale Verbrecherkartelle hat sich die frühere Schweizer Bundesanwältin Carla Del Ponte über die Grenzen ihres Landes hinaus einen Namen gemacht, bis sie 1999 für vier Jahre als Chefanklägerin des UNO-Kriegsverbrechertribunals für das ehemalige Jugoslawien und Ruanda ernannt wurde. Aber seitdem Del Ponte 1993 ihren Posten als ranghöchste Richterin der Schweiz übernahm, fasste sie immer wieder heiße Eisen an. "Nicht nur die Mafia mag mich nicht", bekannte die 54-jährige Juristin in einem Interview. "Auch manche Schweizer Bankiers finden, dass ich zu eifrig bin."

Als Staatsanwältin in ihrem Heimatkanton Tessin hatte sie seit 1985 ein waches Auge auf Mafiosi aus dem benachbarten Italien, die ihr Geld auf Schweizer Konten deponierten. Im Juni 1988 entkam sie gemeinsam mit dem italienischen Richter Giovanni Falcone einem Mordanschlag in Sizilien. Falcone, der fünf Jahre später bei einem Bombenattentat ums Leben kam, lobte Del Ponte als "Beharrlichkeit in Person". Wie Falcone, schaffte sich auch Del Ponte mit unorthodoxen Ermittlungsmethoden und spektakulären Auftritten zahlreiche Gegner. Einschüchtern lässt sich Del Ponte jedoch weder von der Mafia noch von ihren politischen Gegnern. "Wer kein dickes Fell hat", betonte sie einmal, "sollte sich lieber einen anderen Beruf suchen".

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