Das Bombardement und die Moral

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Diese Woche hat die Welt ein beeindruckendes Bild über die Fähigkeiten der internationalen Politik zum Krisen-Management erhalten. Schon Tage vor dem Libyen-Konflikt wussten Journalisten in Brüssel, dass die NATO Luftschlags-Szenarien ausarbeitet. Sogar bis ins Souterrain des Wiener Gratisboulevards sprach sich herunter, dass die USA "einen Krieg gegen Gaddafi“ planen. Nun, diese Botschaft dürfte nicht in New York angekommen sein. Dort nämlich scheint man über alles geredet zu haben, Gaddafi, Gräuel und Massaker, was zum nachvollziehbaren Beschluss der Flugverbotszone über Libyen führte.

Nun aber erleben wir ein gespenstisches Szenario: Offenbar haben weder die Arabische Liga (die eben jene Verbotszone selbst gefordert hatte), noch die Weltmächte Russland und China (die sich der Stimme enthielten), gewusst, was die Durchsetzung einer Flugverbotszone bedeutet: Dass da geschossen wird, dass da Menschen sterben - auch Zivilisten - um ein noch größeres Blutbad zu vermeiden. Es ist das letzte, äußerste Mittel, um Gaddafi zu stoppen.

Jeder halbwegs bei Sinnen seiende Politiker konnte dieses aus allen Zeitungen der Welt entnehmen. Nun aber ist die Überraschung groß, die Nato gespalten, Deutschlands Regierung wieder einmal völlig überfordert, die USA der Verantwortung überdrüssig, Russland schimpft und fordert mit China einen sofortigen Waffenstillstand und Verhandlungen. Dazu kann man nur sagen: Verhandlungen sind gut, wenn man jemanden hat, mit dem man verhandeln kann. Doch das ist weder mit Gaddafi noch seinen Söhnen möglich. Wenn die Koalition den Krieg einseitig beendet, legt sie das Schicksal des libyschen Volkes in die Hände des Regimes - und sein eigenes noch dazu. Denn nach seinem blutigen Sieg über sein Volk wird Gaddafi sicher manchen Petrodollar (auch der österreichische) in die Planung von Terrorracheakten à la Lockerbie fließen. Wir haben also die Wahl - aber eigentlich haben wir sie nicht.

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