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Das Wasser wird knapp

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In den letzten Monaten wurden Erhebungen über die Möglichkeit angestellt, die rasch wachsende Bevölkerung der Erde zu ernähren.

Diese Untersuchungen haben ergeben, daß die Sorge um die zukünftige Ernährung der Menschen unmittelbar nicht begründet ist: Es liegt noch sehr viel Land brach, und noch viel mehr wird weder zweckmäßig noch entsprechend intensiv genutzt. Durch bessere Bearbeitung und reichlichere Düngung des Bodens, Verwendung besseren Saatgutes und planmäßige Bekämpfung der Schädlinge, kurz, durch Anwendung neuzeitlicher (und in vielen Ländern bereits erfolgreich angewendeter) Verfahren, könnten leicht die doppelten, ja, die mehrfachen Erträge erzielt werden.

Die, angesichts der zunehmenden Bevölkerung der Erde, immer dringlicher werdenden Ertragssteigerungen können aber nur dann und dort erreicht werden, wo den Pflanzen jene ansehnlichen Wassermengen zur Verfügung stehen, die sie zu ihrem Gedeihen benötigen. (Das sind etwa 300 bis 500 Liter für die Hervorbringung von 1 Kilogramm Getreide!) Es müssen daher, wenn im Sinne des Satzes 154 der Enzyklika „Mater et Materna“ und im Interesse der Erhaltung des Weltfriedens die Ernährung der Menschheit dauernd sichergestellt werden soll, nicht nur noch sehr große Summen aufgewendet und viel Aufklärungsarbeit geleistet werden, sondern es müssen — an vielen Orten sogar vordringlich — auch umfassende Maßnahmen zur nachhaltigen und zweckmäßigen Verteilung des Wassers, zur Sicherung der Vorkommen und nach Tunlichkeit auch zur Vergrößerung des Wasserangebotes getroffen werden.

Es sind dies Aufgaben, die nicht von einzelnen Staaten und auch nicht von einzelnen Generationen gelöst werden können. Es wäre wohl denkbar, daß sich zum Beispiel Israel und die angrenzenden Staaten — auch ohne daß es zu einem „Wasserkrieg“ gekommen wäre — über die Aufteilung des heute zur Verfügung stehenden Wassers einigen werden. Damit aber wälzen bestenfalls nur die augenblicklich bestehenden Schwierigkeiten überbrückt, und es müßte mit neuen gerechnet werden, wenn es nicht innerhalb einiger lahrzehnte gelingen würde, Mittel und Wege zu finden, um — über die Grenzen hinweg >— die Wasserversorgung zu verbessern.

Ein interessantes Beispiel für eine die zu erwartende Entwicklung tunlichst berücksichtigende Planung ist das Projekt der Erbauung eines „Jahrhundertspeichers“ am oberen Nil. Dieser Plan geht von der Tatsache aus, daß der Nil durch Jahrzehnte hindurch reichlich Wasser führt, zum Beispiel zwischen den Jahren 1870 bis 1899 im Jahresmittel 110 Milliarden Kubikmeter, dann aber wieder durch Jahrzehnte hindurch nur 84 Milliarden. Die Folge sind unausgenützte Schätze an Wasser im ersten Abschnitt und Mißernten sowie Hunger in zweiten. Die zu erbauenden Riesenspeicher sollen nun die innerhalb vieler Jahre, vielleicht eines ganzen Jahrlfunderts, sich ergebenden Überschüsse und Ausfälle ausgleichen, eine Tat, die drei Staaten und mindestens drei Generationen entscheidend berührt.

Das eben Gesagte gilt für alle Gerinne, vor allem aber auch für das nicht sichtbare, jedoch um so wichtigere Grundwasser. Wohl sind wir heute zumeist noch in der glücklichen Lage, über beachtliche Vorräte an Wasser zu verfügen, müssen aber immer häufiger feststellen, daß sie ständig abnehmen: Die Schüttung der Quellen geht zurück, die Brunnen müssen vertieft werden, und die Güte sowie Verwendbarkeit des Wassers läßt immer mehr zu wünschen übrig. Einzelmaßnahmen sind wirkungslos, angesichts der Ausdehnung des Um-fanges des Einzugsgebietes der Flüsse und der vielfältigen, sich meist nur langsam einstellenden Auswirkungen jeglicher Maßnahmen. Es sind daher Aktionen, vorerst wenigstens Planungen, notwendig, die über das Leben einer Generation und den Umfang eines Staates weit hinausgehen. Immer muß dieser der im österreichischen Wassergesetz festgelegte Gedanke zugrunde liegen: Entscheidend ist immer der vielen dauernd zugute kommende Erfolg!

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