"Dem Kongo zu einer weichen Landung helfen"

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Aldo Ajello, EU-Sonderbeauftragter für Afrikas Große Seen Region, zu Europas Hilfe bei afrikanischen Krisen.

DIE FURCHE: Herr Sonderbeauftragter, der Weltsicherheitsrat hat die EU vergangene Woche zur Absicherung der Wahlen im Kongo ermächtigt - warum lässt man das nicht die Afrikaner, sprich die Afrikanische Union (AU), selber machen?

ALDO AJELLO: Im Kongo haben wir nicht jene Art von Krise, bei der die AU notwendigerweise intervenieren soll. Im Kongo erleben wir die letzten Auswirkungen eines jahrzehntelangen Konflikts. Und Sie kennen das ja vom Flugzeug: Das größte Risiko ist immer beim Starten und beim Landen - und der Kongo ist gerade in der Landungsphase.

DIE FURCHE: Und die EU hilft, damit es eine weiche Landung wird.

AJELLO: Genau, die Situation ist unter Kontrolle und wir helfen mit, dass das so bleibt. Und wir sind ja nicht allein dort: Die Vereinten Nationen stellen im Kongo ihre stärkste Mission in Afrika. Ein Bereich, in dem die AU unterstützend tätig sein könnte, ist bei der Entwaffnung früherer Armeeverbände im Osten des Landes. Aber wir sind da insofern auch zurückhaltend, weil die AU mit ihrem Einsatz im Sudan schon sehr gefordert ist, und wir diese relativ junge Organisation ja auch nicht überfordern wollen. Denn in Darfur macht die Afrikanische Union einen sehr schwierigen Job - sie ist dabei weit entfernt von Perfektion, aber es gibt positive Resultate.

DIE FURCHE: Der Slogan: afrikanische Lösungen für afrikanische Probleme stimmt im Sicherheitsbereich also doch nur sehr bedingt.

AJELLO: Der Slogan hat nach wie vor seine Gültigkeit, nur sind wir bei der Umsetzung dieses Ideals sehr schnell draufgekommen, dass es nicht so leicht ist, alle notwendigen Kompetenzen in afrikanische Hände zu geben. Die Afrikaner waren darauf nicht vorbereitet und brauchen auch heute noch starke Unterstützung vom Rest der Welt. Und die EU war die erste internationale Organisation, die Assistenz und Unterstützung angeboten hat. Mittlerweile ist die EU der wichtigste Partner der Afrikanischen Union, sowohl was die finanzielle als auch die technische Assistenz betrifft.

DIE FURCHE: Was sind dieVorteile, wenn eine Mission von der AU und nicht von der EU oder den Vereinten Nationen durchgeführt wird?

AJELLO: Die AU hat zwei große Stärken: Sie ist viel schneller beim Aufstellen von Truppen als die UNO und dazu kommt: Die afrikanischen Einsatzkräfte kosten auch viel weniger - was in Zeiten mit kleineren Budgets immer wichtiger wird. Bei jeder Krise sind die Schnelligkeit und das Ausmaß der Intervention entscheidend dafür, ob die Mission ein Erfolg wird oder nicht. Die AU hat bewiesen, dass sie das kann - in Burundi und in Darfur. Die AU verschafft damit auch der um vieles schwerfälligeren UNO einen Puffer: Die AU startet schnell eine Mission und die UNO kann dann später übernehmen - und ich meine, das ist die beste Arbeitsteilung.

Das Gespräch führte Wolfgang Machreich.

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