"Demokratie ist der Traum vieler"

Werbung
Werbung
Werbung

Rabin Bogati von CARE Nepal zu den großen Hürden auf dem Friedensprozess.

Die Furche: Herr Bogati, vor allem im Süden Nepals spitzt sich derzeit die Sicherheitssituation wieder gefährlich zu. Was sind die Ursachen für die neuerlichen Gewaltausbrüche?

Rabin Bogati: Die Menschen haben sehr hohe Erwartungen. Viele meinen, dass die Abgeordneten in Kathmandu ihre Stimme nicht laut genug für ihre Anliegen erhoben haben. Im Süden, wo die Maoisten besonders stark sind, haben sich zwei aggressive Splittergruppen gebildet, die mehr Autonomierechte und mehr Repräsentanten im Parlament fordern. Sie agieren wie die Maoisten früher, entführen Zivilisten und erpressen Geld.

Die Furche: Wie reagieren die Maoisten in der Regierung darauf?

Bogati: Die Maoisten-Riege in Kathmandu war darüber sehr erbost und behandelte diese Gruppen nicht mehr als politische Vertreter, sondern tat deren Anführer als Kriminelle ab. Dutzende Menschen starben bei den Ausschreitungen. Danach hat die Regierung Verhandlungen aufgenommen. Dieser Konflikt stört den Friedensprozess. Das ist gefährlich, denn es gibt noch immer keine Demokratie im Land.

Die Furche: Jetzt ist die für Juni angekündigte Wahl verschoben worden - wie wird das in der Bevölkerung aufgenommen? Fürchten die Menschen, dass die demokratischen Errungenschaften der letzten Zeit wieder rückgängig gemacht werden?

Bogati: Diese Wahl, nach der eine neue Verfassung für unser Land erarbeitet werden sollte, bedeutet den Menschen sehr viel. Sie stellt eine echte Teilhabe der Bevölkerung an der Macht in Aussicht - das ist ein sehnlicher Wunsch vieler, ein sehr großer Traum, der damit in Erfüllung geht. Denn die Verfassung kommt diesmal vom Volk, nicht vom König oder von einigen wenigen Technokraten. In der zu wählenden Versammlung sollen Angehörige der verschiedenen Regionen, Ethnien und Kasten vertreten sein, Reiche und Arme und natürlich auch Frauen. Nach einem Jahr, wenn die Verfassung steht, kann das Parlament neu gewählt werden.

Die Furche: Welche Hilfestellung geben Sie in dieser heiklen Situation?

Bogati: Wir, also die Mitarbeiter von CARE Nepal, leisten gemeinsam mit lokalen zivilen Organisationen vor allem Informations- und Bewusstseinsarbeit bei den Menschen in den Dörfern. Das bedeutet, ihnen konkret zu erklären, welche Auswirkung die Verfassung hat, dass durch die Wahl eine direkte Partizipation möglich wird. Unser besonderes Augenmerk gilt dabei den Frauen und ihren Rechten, die sie jetzt einfordern können und sollen. Das fängt damit an, dass Frauen bei Versammlungen ihre Anliegen zuerst einmal formulieren. Da geht es beispielsweise um das Recht auf Eigentum bis hin zur ihrer Stellung in der Familie. Menschenrechte und Frauenrechte zu fördern heißt aber auch zu schauen, wie die Menschen überleben und den Alltag am besten bestreiten können. Die Stärkung der Benachteiligten ist ein wesentlicher Teil des Friedensprozesses. In den vergangenen Jahren hat die Regierung das Geld für Waffen ausgegeben. Für die Menschen am Land ist nichts geschehen. Dort hat sie die Kontrolle längst verloren. Diese wieder herzustellen, darum geht es jetzt. Dazu ist noch immer internationale Hilfe nötig - sowohl für die Regierung, als auch für die zivilgesellschaftlichen Organisationen.

Das Gespräch führte Romana Klär.

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung