"Den Roma zeigen: Ihr gehört zu uns!"

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Schon seit seinen ersten Tagen im Amt engagiert sich der Eisenstädter Bischof paul iby, der auch österreichweit für die Roma-Seelsorge zuständig ist, für die Volksgruppe.

Die Furche: Schon Anfang 1993, kurz nach Ihrer Bischofsernennung, haben Sie aufhorchen lassen, als Sie die Roma als Minderheit, die Ihnen besonders am Herzen gelegen ist, benannt haben.

Bischof Paul Iby: Ich habe da die Idee eines Priesters aufgriffen, der bei einer Tagung gesagt hat: "Wir haben im Burgenland noch eine andere Volksgruppe, die wir nicht beachten: die Roma." So habe ich zu meiner Bischofsweihe Vertreter der Roma eingeladen und sie unter den Volksgruppen genannt, denen ich meine besondere Zuwendung schenken wollte. Bald nach meiner Bischofsweihe bin nach Oberwart sowie nach Unterwart, wo auch eine größere Gruppe wohnt, gefahren und habe dort Vertreter der Roma getroffen. Das war alles schon vor dem Attentat.

Die Furche: Das Attentat ist zehn Jahre her. Hat sich seither etwas im Verhältnis zu den Roma verändert?

Iby: Ich hätte erwartet, dass sich mehr verändert. Es war am Anfang natürlich in den Schlagzeilen und in manchen Reden oder Besuchen von Politikern und anderen. Kirchlicherseits stelle ich fest, dass die Beachtung dieser Volksgruppe zugenommen hat. Vor einigen Jahren habe ich einen Romaseelsorger eingesetzt, jetzt ist das Fabian Mmagu, der auch für die Roma-Seelsorge in ganz Österreich zuständig ist. In unserer Diözese setzen wir auch eine teilzeitbeschäftigte Pastoralassistentin in Oberwart ein. Und die Caritas unterstützt diese Volksgruppe durch ein Projekt in Oberwart, wo die Roma stundenweise Arbeit bekommen. Aber das ist jetzt in Schwierigkeiten, weil es keine Bundesförderung mehr gibt; nur mehr bis März ist da die Sicherheit von der Caritas gegeben.

Die Furche: Und setzt sich die Diözese dafür ein, dass das weitergeht?

Iby: Wir setzen uns sehr ein. Ich stehe da ganz hinter der Caritas.

Die Furche: Was sind besondere pastorale Aufgaben bei den Roma?

Iby: Wir setzen uns dafür ein, die Roma mehr zu betreuen, und fördern die Sakramentenvorbereitung für Kinder und schauen, dass mit der Jugend kirchlich etwas geschieht. Es ist ja bekannt (das geben die Roma selbst zu), dass sie am kirchlichen Leben nicht so regelmäßig teilnehmen, auch weil sie ja in den Hintergrund gespielt waren. Inzwischen liegt auch die Sprache der Roma schriftlich gedruckt vor, auch Bibeltexte wurden übersetzt. Es gibt die jährliche Roma-Wallfahrt nach Mariazell. Die Gedenktage in Oberwart und beim kz-Mahnmal in Lackenbach finden regelmäßig statt, ich bin, wenn möglich, dort selbst dabei. Ziel ist, den Roma zu zeigen: Ihr gehört zu uns, wir haben Verantwortung für euch, wir möchten euch helfen, dass ihr euer religiöses Leben führen könnt.

Die Furche: Im religiösen Leben der Roma gibt es auch außerchristliche Elemente wie Geister- oder Ahnenglauben. Ist das ein Problem für die Pastoral?

Iby: Das ist weniger ein Problem. Weltweit, weniger in Österreich, ist etwas Abweichendes von unserer Religion vor allem bei der Ehe festzustellen, wo nicht die kirchliche Trauung der Höhepunkt ist, sondern da gibt es in der Volksgruppe Zeremonien, die den Roma ganz viel bedeuten. Aber da gibt es - etwa beim Päpstlichen Rat für die Migranten - auch das Bemühen, diese Dinge in einen kirchlichen Ritus für die Roma einzubauen. Wobei es nicht einfach ist, in einen Sakramentenritus solch partielle Anliegen und Riten zu integrieren.

Das Gespräch führte Otto Friedrich.

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