Rund um den Irak
Seit dem Sturz Saddam Husseins im Irak im April 2003 gibt es den wiederkehrenden Vorwurf an Medien, dass sie "zu negativ" berichten würden. Es werde nur die punktuelle Gewalt wahrgenommen, auf den Gesamtirak umgerechnet sei die Situation ja viel besser.
Heute, zwei Jahre danach, ist leider das Gegenteil wahr. Mit wem an informierten Personen man spricht, jeder wird sagen, dass die nicht mehr vorhandene mediale Abdeckung des Irak - die Arbeit dort ist einfach zu gefährlich geworden - die Lage eher zu positiv erscheinen lässt. Was für ein Interesse hätte die us-Armee auch, freiwillig zu berichten, dass ihre jüngste "Offensive" in der Provinz Anbar durch militärisch hochorganisierte, also nicht mehr unter ziellosen Terrorismus einzuordnende Attacken Aufständischer erzwungen wurde? Oder dass die Straße zwischen dem Flughafen Bagdad und der irakischen Hauptstadt tagelang gesperrt, also nicht mehr ständig unter Kontrolle der Amerikaner ist? Die Liste der Hinweise auf die Dramatik der Situation ließe sich fortsetzen.
In den vergangenen Monaten versuchte die us-Regierung die Realität im Irak vom Tisch zu wischen, indem sie auf eine allgemeine Tendenz zum Wandel in der Region - klar, alles Folge des Irak-Kriegs, Yassir Arafat wäre ohne diesen noch am Leben (Achtung Ironie!) - verwies. Auch hier sind die Tatsachen ernüchternd: das Reförmchen zur Präsidentschaftswahl in Ägypten, die kuriosen Kommunalwahlen in Saudi-Arabien, leider auch die bevorstehenden Parlamentswahlen im Libanon, wo Gestalten aus der Bürgerkriegsvergangenheit auftauchen, die nicht gerade Vertrauen erwecken. Äußerst fragil sind auch die Beziehungen zwischen Israel und der neuen Palästinenserführung. Im Moment ist eher Depression angesagt.
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