Der Charme der Öko-Bourgeoisie

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Armin Thurnher, Falter-Chefredakteur und bislang nicht des Rechtsabweichlertums verdächtig, hatte schon vor Weihnachten zart, aber bestimmt für Schwarz-Grün optiert. Und in der Furche erklärten zur gleichen Zeit Altvordere beider Parteien (Josef Riegler und Andreas Wabl), dass es durchaus reizvoll wäre, das Unmögliche zu versuchen.

Vielleicht ist das Aufblitzen schwarz-grüner Chancen ja nur eine weitere Sternschnuppe am Himmel der Regierungsbildung. Immerhin wurde vor wenigen Tagen eine schwarz-rote Koalition fast herbeigeschrieben und -geredet. Doch genau dieses Projekt schaut jetzt wieder sehr, sehr alt aus. Und über Schwarz-Blau wird wenig gemunkelt, aber Taten sind gesetzt - etwa das Budget-Provisorium, auf das sich die (Noch-)Koalitions-Partner geeinigt haben.

Mag sein, dass die Grünen, nach "konstruktiven" Sondierungsgesprächen nun wieder bremsen. Mag sein, dass die "linke" (Funktionärs-)Hälfte in der Öko-Partei ausfällig wird. Mag sein, dass Wolfgang Schüssel wieder eine Option bis zum Scheitern ausreizen will.

Tatsache bleibt: Unter allen politischen Farbenspielen ist Schwarz-Grün das aufregendste. Klar: Es gibt große Hürden - nicht zuletzt sitzen die Verletzungen des Wahlkampfs, in denen die ÖVP die Grünen als Haschbrüder und -schwestern verunglimpfte, tief. Aber man sollte nicht vergessen, dass ein Gutteil der grünen Klientel sich aus urbanen intellektuellen Schichten sowie aus christlichen Friedens- und Dritte-Welt-Bewegten rekrutiert. Gerade diese Wähler der grünen Sache sollten sich eingestehen, dass die - politische - Bourgeoisie auch ihren diskreten Charme hat.

Wenn - bei Wolfgang Schüssel angefangen - alle im Land vom Mut zu großen politischen Projekten reden: Wer sollte vor einer aufregenden, öko-bürgerlichen Konstellation zurückschrecken?

otto.friedrich@furche.at

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