Der nächste Krieg, den keiner will!

Werbung
Werbung
Werbung

Es stimmt nicht, wenn oft behauptet wird, dass Aufrüstung Stabilität garantiert, zu Sicherheit und Frieden führt. Die logische Folge von Aufrüstung ist Krieg – zuletzt bewiesen im russisch-georgischen Fünftagekrieg: Georgiens Rüstungsausgaben der vergangenen Jahre waren riesig und haben in der Tifliser Präsidentschaftskanzlei erst das militärische Selbstbewusstsein derart anwachsen lassen, dass man sich traute, dem russischen Bären auf die Tatze zu schlagen – mit den bekannten verheerenden Folgen.

Und der nächste Beweis, dass der Kauf von Schwertern nicht zum Pflügen dient, steht an: Finanziert von seinen Erdgaseinkünften rüstet Aserbaidschan mehr als jedes andere Land im Kaukasus. Der Konflikt, für den diese Waffen gekauft werden, ist klar: 1992 hat Aserbaidschan „sein“ Berg-Karabach in einem Krieg mit 30.000 Toten und einer Million Vertriebenen an den Nachbarn Armenien verloren. Der definiert das umkämpfte Gebiet als „sein“ Berg-Karabach, weil dort seit jeher zum Großteil Armenier siedeln.

Die Zutaten für die nächste Eskalation sind also angerichtet: unversöhnliche Nachbarn, denen es um ihr Recht, ihr Land, ihre Leute geht plus Aufrüstungspolitik plus fehlendes internationales Krisenmanagement minus der Einsicht, dass man diesen Streit nicht militärisch lösen kann = Krieg!

Bekannte in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku berichten, dass sie Kriegstrommeln hören, und sie überlegen, wohin sie ihre wehrpflichtigen Söhne verschicken. Von den aserbaidschanischen Flüchtlingen aus Berg-Karabach wiederum weiß man, dass sie ihre alten Häuser an die armenischen „Nachsiedler“ mit Brief und Siegel verkauft haben und lieber in der Hauptstadt bleiben. Niemand will diesen Krieg, sagt man in Baku – kein gutes Zeichen, denn so hat es bis vor kurzem auch aus Tiflis und Moskau getönt.

wolfgang.machreich@furche.at

Ein Thema. Viele Standpunkte. Im FURCHE-Navigator weiterlesen.

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung