Der Tausendsassa unter den Despoten

Werbung
Werbung
Werbung

Der turkmenische Präsident Gurbanguly Berdimuhamedow wurde am Sonntag laut staatlicher Medien mit 97,7 Prozent der Stimmen und bei einer Wahlbeteiligung von ebenso sagenhaften 97 Prozent "wiedergewählt". Hinter den Kulissen hat der Mann mit dem unaussprechlichen Namen und den buschigen Augenbrauen schon jahrelang eben dieses Wahlergebnis vorbereitet. Angesichts der besonders autoritären und repressiven Zustände in Turkmenistan hat die OSZE sogar von vornherein darauf verzichtet, Wahlbeobachter in die ehemaligen Sowjet-Republik zu senden. Vorerst ist der Diktator für weitere sieben Jahre im Amt bestätigt, doch die Turkmenen haben sich darauf eingestellt, dass der 59-Jährige wie der verstorbene Staatschef Nyyazow lebenslang im Amt bleibt. Für seinen Vorgänger arbeitete der Emporkömmling als Zahnarzt, als dieser überraschend verstarb, organisierte Berdimuhamedow dessen Begräbnis und ließ sich zum Nachfolger ernennen. Laut Verfassung hätte der Parlamentspräsident die Nachfolge antreten müssen, dieser landete im Gefängnis. Seitdem arbeitet Berdimuhamedow mit Verfassungsänderungen auf eine lebenslange Alleinherrschaft hin. Den Volksrat schaffte er ab, das Parlament hat kaum Mitspracherecht, eine Opposition gibt es quasi nicht. Menschenrechtler prangern die Verfolgung bzw. das Verschwinden von Oppositionellen sowie Folterungen in den turkmenischen Gefängnissen an. Das Gros der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Indessen geht es seinem Herrscher nur um zwei Dinge: Die Vermarktung der Gasreserven des Landes -er erhielt vom russischen Geschäftsmann Igor Makarow eine Yacht um 60 Millionen Euro -und sich selbst. In puncto narzisstische Absonderlichkeiten steht er anderen Despoten um nichts nach: Seine inszenierten Heroen-Bilder in den gelenkten Medien erinnern an Putin, sein bizarrer Personenkult an Kim Jong-un. Wer heute durch die Hauptstadt fährt, sieht überall Bilder Berdimuhamedows. Das Denkmal seines Vorgängers ließ er versetzen, dafür thront dort eine überlebensgroße Figur seiner selbst hoch zu Ross. Weil seine Lieblingsfarbe weiß ist, haben bitte alle Fahrzeuge auf turkmenischen Straßen weiß zu sein. Der autokratische Tausendsassa tritt nicht nur als kühner Reiter, Basketballer, Fußballer oder gar als Sänger und Gitarrist in Erscheinung, er nimmt auch für sich in Anspruch, 35 Bücher geschrieben zu haben. Sein Opus magnum trägt den Titel "Tee - Heilmittel und Inspiration".

FURCHE-Navigator Vorschau
Werbung
Werbung
Werbung